So wollen wir nicht behandelt werden

Doris Knecht
Doris Knecht über Wiener Kundenvertreibungsmentalität und Unfreundlichkeitsfolklore.
Doris Knecht

Doris Knecht

Einer der beiden Vorfälle mit Kindern, die unlängst hier berichtet wurden, hat sich als Irrtum entpuppt: Dass das Kind an einem der Gastronomiestände am Eistraum kein Glas Wasser bekam, dürfte daran gelegen haben, dass die meisten dieser Stände über kein fließendes Wasser verfügen, sondern das Wasser aus Kanistern beziehen: Darauf ist Ihre Kolumnistin nicht gekommen und bedauert den Irrtum.

Die andere Geschichte war eher kein Irrtum: die von der Frau, die in einer Bäckerei Kaffee und Kuchen konsumiert hatte und aufgefordert worden war, ihren Babys die Semmerln wegzunehmen, da sie nicht in besagter Bäckerei erworben, sondern von den Babys eingeschleppt worden waren. Bei der strengen Dame hatte es sich offenbar um die Seniorchefin selbst gehandelt, und die schickte wegen dieser „verlogenen Spalte“ ein böses, zorniges eMail. Einerseits ist das verständlich; andererseits war der wüste Tonfall des Mails wenig geeignet, den Bericht der Leserin als unglaubwürdig zu überführen.

Mehrere Leser hatten übrigens kritisiert, dass der Name der Bäckerei nicht genannt worden war, aber das geschieht mit Absicht: Es sollen in dieser Kolumne ja nicht einzelne Personen oder Kleinunternehmer an den Pranger gestellt werden.

Es geht darum, mit dem Finger auf diese spezielle Wiener Kundenvertreibungsmentalität zu zeigen, auf diese Unfreundlichkeitsfolklore, die in dieser Stadt noch immer so viel Streit und schlechte Stimmung erzeugt. Die wollen wir nicht mehr: So wollen wir uns nicht mehr behandeln lassen, und so wollen wir uns nicht behandeln.

Ihre Autorin verabschiedet sich an dieser Stelle höflich für einen Monat: Sie zieht sich kurz zurück, um ein Buch fertig zu schreiben. Servus, bis dann.

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