So weit sind wir nicht
So weit sind wir nicht.
Ist Karin Bergmann nun die erste Burgtheater-Direktorin oder doch nur ein weiterer in einer langen Reihe von Burgtheater-Direktoren? Geht es nach dem Normungsinstitut Austrian Standards, soll sie künftig Direktor sein. Der Entwurf für die "Richtlinien zur Textgestaltung", will nämlich für die Zukunft "eingeschlechtlichen Formulierungen den Vorzug geben" und die männliche Formulierung als allgemeingültige Form verwenden.
Das hat natürlich viel für sich. Das spart eine Menge Zeit und Buchstaben, wie Ihre Kolumnistin weiß, die in jeder Kolumne empfindlich viele ihrer 1969 Zeichen für das Bemühen um geschlechtergerechte Sprache verjubelt. Einmal die männliche Form verwendet, einmal die weibliche, wenn möglich beide, und auch das Binnen-I wird nicht verschmäht, welches mir – täuschen Sie sich nicht – überhaupt nicht gefällt. Aber es wirkt. Weil gerade das kleine Stolpern dazu beiträgt, dass Sie bei DirektorInnen eben nicht nur Direktoren sehen. Sondern auch Direktorinnen. Auch wenn es sprachlich vielleicht nicht schön ist.
Ich bin aber der Meinung, dass wir noch lange nicht so weit sind, dass man uns Frauen, wie es Austrian Standards vorschlägt, einfach in der männlichen Form mitmeinen könnte. Das darf man, sobald wir endlich gleich wie Männer leben: Für gleiche Arbeit gleich bezahlt, im Beruf gleichberechtigt, im Aufstieg mit gleichen Chancen ausgestattet, in Haushalt und Kindererziehung gleich verpflichtet, in den Gremien und Spitzenpositionen von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in gleicher Zahl vorhanden.
Bevor das nicht der Fall ist, wollen sehr viele von uns lieber nicht mitgemeint werden. Z. B. der Verein österreichischer Juristinnen (www.juristinnen.at), der in einer ausführlichen Stellungnahme darlegt, warum der Vorschlag von Austrian Standards "klar abzulehnen" ist. Über www.austrian-standards.at kann übrigens jede zu dem Entwurf Stellung nehmen. Meine Herren, Sie sind mitgemeint.
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