Selberbacken, seitenweise

Doris Knecht

Doris Knecht

Was denn das für Anwandlungen seien, in einer Kolumne Backrezepte zu verbreiten? Trendsetterische!

von Doris Knecht

übers selber Brotbacken

Noch immer gibt unter den treuesten und meinungsstärksten meiner Leserinnen und Leser entschiedene Kost-Verächter, zumindest, wenn sich die Kost in dieser Kolumne findet: wie kürzlich der hier als Antwort auf alle Frage gepriesene Erdapfel. Nicht alle: Leser Ernst K. machte mich auf Erdäpfelkas aufmerksam, Erich H. auf die gesundheitsfördernden Eigenschaften von einem Tag pro Woche, an dem Frühstück, Mittag- und Abendessen aus jeweils drei gekochten Erdäpfeln bestehen, leider ohne Salz und ohne Butter. Josef S. dagegen meinte eben: Eine Kolumne sollte nicht von Erdäpfeln handeln.

Ganz ähnliche Reaktionen vernahm ich, als ich Anfang des Jahres anregte, (wieder) einmal selbst ein Brot zu backen und dem Brotbacken hier ein Loblied voller hoher Töne schmetterte, da es in jeder Hinsicht beglückt.

Was denn das für Anwandlungen seien, in einer Kolumne Backrezepte zu verbreiten? Trendsetterische, darf ich nun mit Satisfaktion bemerken. Denn letzte Woche las ich sowohl hier im KURIER als auch im Standard und im Falter seitenweise Selberback-Brot-Geschichten. Unter anderem, weil ein wahnsinnig lässiger Bäcker in seinen Joseph-Brot-Boutiquen nun auch fertigen Sauerteig für ein knetfreies Selberback-Topf-Brot anbietet, das jenem Rezept, das ich hier zur Kenntnis brachte, ungemein ähnelt. Bis auf den Umstand, dass dort eben Sauerteig verwendet wird, während die Autorin hier auf leicht verfügbare Trocken-Germ zurückgriff.

Selfie

Jedenfalls hat man ja gerne recht und verweist wieder einmal auf den einzigartigen Tag, als man erstmals den Begriff "Selfie" in dieser Zeitung einführte, und von den treusten und meinungsstärksten Kritikerinnen und Kritikern für die ruchlose Verbreitung eines derart üblen Bastards von Ausdrucks heftig gescholten wurde. In der Zwischenzeit ist ein Sprechen ohne das Wort "Selfie" gar nicht mehr vorstellbar, und irgendwie hoffe ich, dass das dereinst auch für ein Leben ohne selbst gebackenes Brot gilt. Ein frommer Wunsch zum Sonntag, sozusagen.

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