Schulkinder, zwangsfotografiert
Die Fotos bekommt man aufgedrängt, ohne sie bestellt zu haben
An einem dieser ersten Schultage kommt zuverlässig der Schulfotograf: Ob Kinder und Eltern wollen oder nicht. Danach bringen die Kinder Klassenfotos und Porträts heim, die sie mit meist krampfiger Mimik und immer vor schaurigen terrakottafarbenen oder wolkigen Hintergründen zeigen. Die Fotos bekommt man aufgedrängt, ohne sie bestellt zu haben.
Auch die Töchter von Leser Dr. B. wurden, schreibt er, immer wieder derart fotografiert, „obwohl wir an diesem Service nie Interesse hatten – unsere Kinder fotografieren wir selber.“
Umso überraschter war die Familie B., als vergangenes Schuljahr Schreiben eines Inkassobüros eintrafen: adressiert an die kleinen Töchter. Die Familie hatte die unbestellten Fotosets der Firma Foto Sulzer aus Salzburg zum Preis von je ca. 30 Euro nicht bezahlt: Die Briefe enthielten die Aufforderung, nun je 85 Euro zu überweisen, es sei dies „die letzte außergerichtliche Möglichkeit“ zur Begleichung der Schulden, sonst werde „Klage eingereicht“. Gegen die Kinder, wohlgemerkt.
Die Firma Foto Sulzer ist bereits hinlänglich bekannt: im Netz findet sich eine Flut von Beschwerden, dazu mehrere Medien-Berichte über ihre Methoden. Und eine ausdrückliche Empfehlung der Arbeiterkammer, den Forderungen auf keinen Fall nachzukommen. Erstens sind Kinder unter 14 nicht oder nur eingeschränkt geschäftsfähig. Zweitens: „Nicht bestellte Zusendungen müssen gemäß § 864 ABGB weder zurückgesendet, noch bezahlt werden.“
Leserin Klara K. hat die gleichen Erfahrungen mit Foto Sulzer. Sie hat dann den Elternverein der Schule informiert. Und der hat dafür gesorgt, dass die Salzburger Firma wenigstens an dieser Schule keine Schülerinnen und Schüler mehr fotografiert und mit Klagen bedroht.
Dr. B. jedenfalls fragt sich, warum derartige Praktiken an Schulen überhaupt möglich sind. Er schreibt: „Ich finde das ärgerlich, unseriös, ich finde, das gehört abgestellt, und zwar sofort.“ Volle Zustimmung.
doris.knecht Doris Knecht
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