Reich heiraten, keine Kinder kriegen
Reich heiraten, keine Kinder kriegen
Auch morgen wieder: schulautonome Tage an einigen Wiener Schulen. Ein wiederkehrendes Problem für viele Eltern: Erstens, weil sie keine arbeitsautonomen Tage haben, zweitens ,weil sie vielfach weitere Kinder in die Welt setzten, von denen mitunter nicht alle dieselbe Schule besuchen. Die Sache, oft beklagt, ist immer wieder extrem lästig: Während es andernorts Herbstferien gibt, auf die Familien sich einstellen können, und die es ihnen, wenn es Zeit und Finanzen erlauben, ermöglichen, gemeinsam wegzufahren, haben wir in Wien die schulautonomen Tage.
Ein Desaster, vor allem für alleinerziehende Mütter wie Leserin Nathalie K. Sie hat zwei Söhne, ist voll berufstätig und es stehen ihr jährlich 25 Urlaubstage zu. Und sie hat, wie viele andere Eltern, nicht das Glück, hilfsbereite Großeltern oder Bekannte in der Nähe zu haben, die die Betreuung von jeweils einem ihrer Söhne übernehmen können, von denen einer die Volksschule und einer ein Gymnasium besucht.
Erst kürzlich wieder geriet sie schulautonometagebedingt in das inkriminierte Dilemma, und diesmal habe sie, schreibt Frau K., schriftlich beim Stadtschulrat angefragt, wer denn nun die Betreuung ihrer Kinder übernähme, gegen Bezahlung natürlich.
Ein paar Tage später habe sie einen Anruf aus dem Stadtschulrat bekommen, „mit der Einleitung, dass ich mich nicht scheiden lassen, reich heiraten oder keine Kinder bekommen hätte sollen.“ Das lasse sich nun alles leider nicht mehr ändern, habe Frau K. erwidert, worauf man ihr geraten habe, sich mit einem Transparent vor das Parlament zu stellen. Aber auch dafür hätte sie einen Urlaubstag nehmen müssen, also: nein. Bessere Vorschläge hatte man nicht für sie.
Bis zum Schuleintritt sei ja, schreibt Frau K., kinderbetreuungsmäßig alles gut, aber dann werde es für Eltern wie sie „fast unmöglich, einer geregelten Arbeit nachzugehen, denn 79 Tage schulfrei, das macht kein Arbeitgeber mit“. Sie hat Recht: und damit eine Aufgabe für den neuen Unterrichtsminister, wer immer das sein wird.
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