Für ein Ofen-Hendl brauche ich kein Rezept; sonst meistens schon.

von Doris Knecht

Findet es schön, dass man wieder über was anderes reden kann

So schön, dass man jetzt wieder über etwas anderes reden kann. Übers Wetter, über Katzen, übers Kochen, über Paradeiser. (Ich hab gestern, wen’s interessiert, meine letzten heurigen im Ofen geschmort, in Gesellschaft von einem Hendl, Wurzelgemüse, Oliven, zerquetschten Zitronen und Olivenöl. Damit geht das erfolgreichste Paradeiser-Jahr in der Geschichte dieser Kolumne zu Ende: Stellen Sie sich die Autorin tomatenrot vor Stolz vor. Und natürlich wird bereits daran getüftelt, diesen Erfolg 2017 zu multiplizieren).

Für ein Ofen-Hendl brauche ich kein Rezept; sonst meistens schon. Der Kollege Christian Seiler hat kürzlich in seiner Ess-Kolumne im Tagesanzeiger-Magazin die zehn Kochbücher hergezeigt, die er stets in Gebrauch hat, und immerhin fünf von denen verwende ich auch. Was nicht so schwer ist, wenn man seit 20 Jahren Kochbücher anhäuft, die man nicht einmal annähernd durchgekocht hat. Aber ein paar hat man so oft in Gebrauch, dass man ihre Rücken mit Gaffer-Tape zusammenhalten muss.

Bei einem davon handelt es sich um den alten Franz Maier-Bruck, vormals "Sacher-Kochbuch", dann "Die klassische Wiener Küche", und ich war überrascht, es in der Kollegen-Liste nicht zu entdecken, denn ich halte es für vollkommen unentbehrlich. Ein bisschen altmodisch manchmal, aber es fasst wirklich jedes Gericht der Wiener Küche so zusammen, dass es auch einer ehemaligen Vorarlbergerin gelingt, es wienerisch schmecken zu lassen. Die Seiten mit dem Paprika-Hendl, mit dem Rotkraut und die mit dem "Saftgulyás" mussten längst mit Tixo gesichert werden.

Aber wie ich jetzt recherchieren wollte, was das Buch kostet, erfahre ich, dass der Maier-Bruck vergriffen ist. Vergriffen! Ein Skandal! Ein verheerender Verlust für die Wiener Küche. Wahrscheinlich ist Mitterlehner schuld. Es gibt jedenfalls nur noch Rest- und gebrauchte Exemplare im Netz. Irgend ein Verlag muss sich bitte darum kümmern, danke.

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