Rallye mit Rehen
Leserin Ursula B.-V. schreibt ein bitteres Mail: Schon wieder hat um ihr Haus im Waldviertel herum, das sie gekauft hat, um dem Wiener Lärm und Gestank zu entfliehen, die Leiben Rallye stattgefunden. Schon wieder seien die Einwohner der betroffenen Ortschaften nicht informiert worden, schon wieder habe niemand Einspruch erheben können gegen die sinnlose, lärmige, umweltzerstörende Raserei.
Ähnlich geht es Thomas N., der sein Haus ebenfalls in einem kleinen Waldviertler Dorf hat. Die Natur um den Ort herum sei wunderschön, schreibt der Leser: mit Wegen durch Felder und Wiesen, mit einem sauberen, kleinen Bach, der einen stillen Mischwald entlangfließt. Im Landschaftsschutzgebiet hat Thomas N. sich noch ein Stück Grund gekauft, zwei Dutzend Bio-Obstbäume seltener Sorten gepflanzt und mehrere Bienenstöcke aufgestellt: unweit eines Waldes, in dem ihm beim Spazieren Rehe begegnen, weshalb N. Verständnis dafür hatte, als er vom Förster vom Rad gepfiffen und zur Rede gestellt wurde: Forststraße, Fahrverbot. Entschuldigung.
Genau über diese Forststraße brettert Mitte Oktober ein Teil der Waldviertel-Rallye. Zwei Mal, durch Wald, Wiesen und Bach: ein schönes Signal, dass Raserei und Spektakel wichtiger sind als Natur, Tiere, Landschaft und ihr Schutz. Der Zieleinlauf liege, schreibt Thomas N., gleich bei seinen Bienenstöcken und Obstbäumen. Auch er wurde darüber nicht informiert, sondern erfuhr durch Zufall von der Rallye. Und er fragt sich nun, ob das wahr sein darf: in Zeiten, in denen alle Entschleunigung und Bio predigen, Umwelt- und Klimaschutz, rücksichtsvollen Umgang mit Landschaft und Natur … Ja, schön, nachher wieder, aber jetzt rast erst einmal ein Pulk Rennautos durch.
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