Pferdelasagne? Ja, gerne
Man kann kaum mehr behaupten, keine Ahnung zu haben, wie das hergestellt wird, was wir essen.
Der Pferdelasagne-Skandal: Ist irgendwer überrascht über das Beef, das in Wirklichkeit Pony ist? Eher nicht. Warum nicht? Weil das jahrelange Reden, Schreiben, Lesen und Streiten übers Essen schließlich doch verfangen hat und so etwas wie eine Nahrungsaufklärung stattfand. Weil die Slow-Food-Bewegung, Filme wie „Feed the World“ oder „Food Inc.“, die Debatten über Vegetarismus und Veganismus und all die Kochsendungen von Jamie Oliver und Co. zumindest eines bewirkt haben: Kaum jemand kann mehr behaupten, keine Ahnung zu haben, wie und unter welchen Bedingungen das hergestellt wird, was wir täglich essen. Wie Landwirtschaft industrialisiert wird, wie Pflanzen manipuliert, wie Tiere gehalten werden. Wie weit Nahrung reist. (Obwohl, das war doch wieder überraschend: Die Skizze, die aufzeigte, wie lange, weit und wo überall dieses Fleisch tatsächlich unterwegs war, das schließlich als „Rindfleisch“ in der Fertig-Lasagne landete. Wie weit also verderbliche Nahrung durch die Welt reist und durch die Hände wie vieler Zwischenhändler und Um-Verpacker sie geht, bis sie auf unserem Teller landet.)
Der Schreck darüber, dass das möglich ist, ist so oder so vollkommen verlogen. Es ist darum möglich, weil wir es nicht nur zulassen: Wir wollen und wir bestellen es. Die Entscheidung, ob wir akzeptieren, dass unsere Nahrung Stoffe, Chemikalien und oft sogar Gifte enthält, treffen wir jeden Tag: Was gekauft wird, wird gewollt, wird weiterproduziert. Was nicht, das nicht.
Jedes Mal, wenn wir eine Diskont-Fertig-Lasagne, eine Industriesalami, eine Familienpackung Tiefkühlhühnernuggets oder spanische Industriegurken bezahlen, erklären wir damit: Stellt das weiterhin her, wir wollen das. Quält weiter Hühner in Käfigen, hackt ihnen die Schnäbel ab, mästet Schweine in winzigen Kobeln, streut Gift auf die Felder, überzieht Landschaften mit Plastikfolie, lasst Pflanzen auf gedüngter Watte wachsen: Ist okay mit uns, Hauptsache billig und schnell. Wir können das ändern. Wollen müsst ma’s.
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