Oder: Zusammenzone
Das klingt wie etwas aus einem 1970er-Jahre Jazzmessen-Spiritual.
Apropos Mariahilfer Straße. Irgendwie nicht so schön: das Wort „ Begegnungszone“. Das klingt wie etwas aus einem 1970er-Jahre Jazzmessen-Spiritual. Danke für diesen guten Morgen, Sie erinnern sich. (Ja, Entschuldigung, dass da jetzt in Ihrem Gehirn sofort die Synapsen zu tanzen begannen, Sie das Lied nun den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf kriegen und es nun in der Vorstandssitzung versonnen vor sich hinsummen.) Danke für diese gute Begegnungszone, so klingt das nämlich, bissl jungscharmäßig. Wer hat sich das ausgedacht? Gab’s da einen Arbeitskreis? Eine Ausschreibung? Einen Wettbewerb? Oder existiert ein Institut für innovativ-positive Benennung, gegründet, um die Welt in neue, wohlklingende Begrifflichkeiten zu fassen?
Schon klar, warum das Wort „Begegnungszone“ gewählt wurde. Man wollte die soziale Komponente eines solchen gemischt genutzten Areals herausstreichen, man wollte eine positive Konnotation. Man wollte davon ablenken, dass es in einem Areal, in dem Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer mehr oder weniger gleichberechtigt aufeinandertreffen, selbstverständlich zu Konflikten kommt. Es ist ein Behübschungsbegriff, eine Schönrednerei.
Eh eine gute Idee prinzipiell. Jetzt abgesehen davon, dass es Leute geben soll, die Begegnungen nicht grundsätzlich positiv gegenüberstehen, die eigentlich, wenn sie einkaufen, Rad fahren oder einfach nur dahinschlendern, lieber unbegegnet bleiben, eine autonome Entität ohne den Zwang sozialer Interaktion. Denen steht in solchen Arealen dann auch der international dafür gebräuchliche englische Begriff Shared Space näher, der sich allerdings tatsächlich nicht besonders glücklich eins zu eins übersetzen lässt: geteilter Raum. Gemeinsames Areal. Zusammenzone. Alles ein bisschen holprig, vor allem aber prosaisch, kalt, technoid fast, das löst alles keine positiven Gefühle aus, das macht kein warmes Miteinander. Insofern. Begegnungszone. Na gut.
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