Nur ein bissl Schminke
Bildungsministerin Heinisch-Hosek will die Schulglocke abschaffen
Bildungsministerin Heinisch-Hosek will die Schulglocke abschaffen und es den Schulen freistellen, ihre Unterrichtseinheiten flexibler zu gestalten.
Das wirkt wie ein Schritt in Richtung mehr Autonomie für die einzelnen Schulen. Wenn man es genauer betrachtet, ist es aber nichts als Kosmetik. Ein Schicht Schminke über dem Umstand, dass sich auch diese Bildungsministerin nicht an eine Bildungsreform traut. Warum wohl? Wenig überraschend betrachtet die Lehrer-Gewerkschaft den Vorschlag kritisch: Wo kämen wir in Österreich hin, wenn Bildungsministerinnen und Bildungsminister einfach so mir nichts dir nichts mit Ideen, neuen Konzepten, oder, Gott bewahre, gar Reformen vorpreschen dürften? Es könne "nicht sein, dass es plötzlich kein Regulativ mehr gebe", heißt es aus der Gewerkschaft. Oder: Das Rouge kommt wieder ab, und zwar dalli. Wobei die Lehrer-Gewerkschaft in diesem Fall ja recht hat.
Die Idee, fixe Schulstunden abzuschaffen, ist wirklich kein großer Wurf, wirkt nicht sonderlich durchdacht und ist sowieso nur für Volksschulen praktikabel. In allen weiterführenden Schulen, wo mit jeder Schulstunde und jedem Fach auch die LehrerInnen wechseln, ist die Sache völlig undurchführbar.
Mehr Schulautonomie ist dringend notwendig, aber es gibt zahlreiche Bereiche, in den Vorstöße wichtiger wären. Zum Beispiel, dass Direktorinnen und Direktoren endlich Mitsprache bekommen, wenn es um die Be- oder Absetzung von Lehrerinnen und Lehrern geht, denn eine Schule ist meistens genau so gut wie ihre Lehrenden. Auch bei der Gestaltung des Lehrplanes sollten die Schulen viel stärker mitreden und auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler eingehen können, neue Lerninhalte und Fächer anbieten dürfen, die den Anforderungen und Problemen der Gegenwart entsprechen und Herkunftsdefizite der SchülerInnen ausgleichen. Ob’s klingelt oder nicht, ist dann eher zweitrangig.
doris.knecht Doris Knecht
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