Noch einmal: Jede, wie sie will

Zurück zur Natur
Doris Knecht

Doris Knecht

Ich fürchtete, ich hätte irrtümlich ein Still-Verbot gefordert

von Doris Knecht

zur Still-Debatte

Dass es zur Still-Kolumne viele Pro- und Kontra-Mails von LeserInnen gab, überrascht nicht. Überraschend ist nur immer wieder die enorme Wut in Letzteren, die mich fürchten ließ, ich hätte irrtümlich ein Still-Verbot gefordert. Eine erneute Nachschau zeigt: Das geschah keineswegs, sondern es hieß wörtlich: „Wer gerne stillt: wunderbar.“

Es wurden nur ein paar Gründe aufgezählt, warum nicht zu stillen für Frauen und Familien besser sein kann. Und es wurde nichts anderes gefordert als die uneingeschränkte Freiheit jeder jungen Mutter, ohne Druck von außen selber entscheiden zu dürfen, ob sie ihr Baby stillen möchte oder lieber nicht. Das wurde von vielen Frauen sehr begrüßt.

Und stieß bei anderen auf massive Ablehnung. Das wiederum ist Verena P., Mutter von gesunden, glücklichen und ungestillten Zwillingen, sehr vertraut. Sie beschrieb in ihrem Mail, wie man sie ständig dafür bedauert habe, dass sie, weil sie nicht stillte, eine weniger innige und liebevolle Beziehung zu ihren Kindern habe. Was glauben die Leute? Dass diese Mütter und die dazugehörigen Väter ihre Säuglinge ohne Körperkontakt durch ein Loch in der Wand füttern? Dass sie nicht im Arm halten, wiegen, kuscheln, streicheln, kosen und stundenlang herumtragen? Das ist grotesk.

Aber genau das wird immer wieder unterstellt. Leserin Melanie T. schreibt: „Das Trinken an der Brust ist viel mehr als Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Liebe und Glück.“ Auf all das müssen ungestillte Kinder offenbar verzichten: Entschuldigung, aber das ist blanker Unsinn.

Zurecht korrigiert mich dagegen der Kinderarzt Andreas H.: Es gäbe sehr wohl Medikamente, die stillende Mütter einnehmen dürfen, durch derlei Fehlinformation würden Frauen vom Stillen abgehalten: Verzeihung, das ist nicht die Absicht. Noch einmal: Jede, wie sie will.

Erfreulich ist übrigens, dass sich auch viele Väter zu Wort gemeldet haben. Denn um die und deren Partizipation in der Familie geht es ja in der Sache ganz konkret: Die Debatte geht weiter.

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