Nirgends mehr sicher

Doris Knecht
Doris Knecht über die Möglichkeit, hundertprozentige Privatsphäre zu erlangen.
Doris Knecht

Doris Knecht

Nicht einmal mehr in der freien Natur ist man noch sicher. Es scheint, als dürfte der Mensch überhaupt keine Geheimnisse mehr haben: Dass er im Büro, beim Arzt, auf der Straße und auch daheim längst verfolgbar und gläsern geworden ist – daran hat man sich mittlerweile ja gewöhnt. Mein Handy weiß jederzeit, wo ich gerade bin. Egal, welche Website ich anklicke: Mein Computer/das Internet ist informiert, was mich zuletzt interessiert hat, was ich mir angesehen habe und bastelt mir daraus Vorschläge, was mich sonst interessieren könnte.

Dass weder das Telefonieren noch das Mailen oder "Simsen" hundertprozentig sicher und privat sind, weiß mittlerweile jedes Kleinkind. Es ist irgendwie spooky, auch wenn man aus Gewohnheit beinahe schon aufgehört hat, sich verfolgt, beobachtet und durchschaut zu fühlen und sich darob zu ängstigen – bei­nahe. Aber das sind nun einmal die neuen, modernen Zeiten: Sie haben viele Vorteile. Und ein paar unüberschaubare Nachteile, die man halt in Kauf nimmt.

Und vor denen man ja fliehen kann, wenn man doch einmal etwas Derartiges wie hundertprozentige Privatsphäre will: Man macht den Computer aus, schaltet das Handy aus, geht in den Wald oder in die Berge, wo die Tiere vor einem fliehen und es den Bäumen und Büschen wurscht ist, was man macht. Nur dass man dort jetzt unvermutet von versteckt installierten Wild-Kameras gefilmt wird, bei was auch immer. Es sei, versichern die Zuständigen, ja eh total und bei Strafe verboten, dieses Material weiterzugeben oder zu veröffentlichen – es scheint aber halt nicht zu verhindern zu sein, dass ein paar gschmackige Details über das Wer und das Was an die Medien sickern ... Kein Versteck mehr, nirgends.

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