Muffigmacher-Tee

Doris Knecht
Doris Knecht philosophiert über den Tee.
Doris Knecht

Doris Knecht

Den "Muntermacher"-Tee, den man gerade brauchen würde, gibt’s im Supermarkt nicht, und aus dem "Gute-Laune"-Tee, den man ersatzweise gekauft hat, überfällt einen, als man ihn öffnet, der Geruch eines Gewürzes, das einem sofort extrem schlechte Laune macht. Was haben Gewürznelken in einem Teebeutel verloren? Gewürznelken gehören ins Apfelmus! Und meinetwegen in den Glühwein.

Das sozialnetzwerköffentliche Beklagen über diesen muffigmachenden Umstand stößt auf Echo, allerdings hat dieses den überwiegenden Tenor, man sei hübsch selber schuld, wenn man so spirituellen pseudoesoterischen Tee saufe, das solle man einmal lieber lassen.

Freundin Andrea D. geht überhaupt so weit, jeglichen Teemischungen, die nicht aus schwarzen, grünen oder weißen Teeblättern bestehen, den Begriff "Tee" grundsätzlich zu abzusprechen: "Tee" bezeichne das zubereitete Material, nicht die Zubereitungsform. Ja, wie soll man seinen Kräutertee jetzt nennen? Die Vorschläge verbessern die Laune keineswegs: aromatisiertes Heißgetränk. Kräuter-Auszug. Gewürz-Aufguss. Absud. Hallo?!? Na, so auch wieder nicht.

Aber wahrscheinlich trinkt eine echte, ernst zu nehmende Teetrinkerin derlei ohnehin nicht. Allerdings gehört man nicht zu den Menschen, die aus der Tee­trinkerei eine genau getimte Aufgusszeremonie an Wasserkesselchen und Teetüchlein und Bambuslöffelchen machen, und sich davon überdies Erleuchtung erhoffen. Sondern man ist eine von denen, die sich gern mehrmals täglich ein unkompliziertes Beuterl in die Blech-Thermosflasche hängen und kochendes aus dem Wasserkocher daraufgießen; fertig. Es sollten dann nur bitte keine Nelken darin sein, mehr verlangt man ja gar nicht, danke.

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