Lieber ein Paar wirklich gute
Nach Halloween fand auch der Black Friday den Weg nach Europa, der Freitag vor Thanksgiving, an dem in den USA traditionell ein Super-Ausverkauf stattfindet.
Heuer konstatierten im Anschluss an diesen Black Friday viele Medien: Es sei nicht mehr wie früher, die Amerikaner hätten die Lust am hemmungslosen Konsumismus verloren.
Das ist kein amerikanisches Phänomen, das macht sich auch in Europa bemerkbar. Vielleicht entstand diese neue Konsum-Unlust im Zuge jener Bewusstseinsbildung, über die wir der Tatsache gewahr wurden und sind, dass unsere Gier den Planeten zerstört und Unglück über Menschen bringt. Es macht irgendwann weniger Freude, ein super billiges Paar Schuhe zu kaufen, wenn man nicht mehr wegdenken kann, wie es entstanden ist. Wie viel Tier- und Arbeiterinnen-Leid darinsteckt, wie viel Wasser dafür verbraucht wurde, wie viel CO2 dafür in die Atmosphäre gepumpt wurde.
Wer von diesem Bewusstsein einmal infiziert wurde, wird es nie wieder ganz los, und auch wenn man sich dagegen sperrt, verändern sich schließlich die Konsumgewohnheiten, unwiderruflich. Dann kauft man in der nächsten Saison statt vier Paar billiger Schuhe im Netz lieber nur ein Paar: dafür gute vom heimischen Produzenten, die viele Saisonen halten werden.
Und man beginnt, vor jedem Kauf darüber nachzudenken, ob man diese Sache wirklich braucht. Ob man wirklich noch ein Paar bunte Sneakers benötigt oder noch eine Jeans, zu all den Jeans, die man schon hat. Ob einem das wirklich Befriedigung verschafft, ob es einen glücklicher macht, wenn man das auch noch besitzt. Man geht nicht zum Ausverkauf des Möbel-Diskonters und man wirft die Kataloge der Textilketten undurchgeblättert ins Altpapier.
Und irgendwann, ganz langsam, verschafft einem genau das Befriedigung: Nichts Sinnloses gekauft zu haben, nichts, dass man gar nicht braucht. Irgendwann lösen sich hemmungsloser Konsum und vermeintliches Glück voneinander; tatsächlich.
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