"Wir sind froh, dass wir sie haben"
Meine zarte Genervtheit ist komplett irrelevant gegen das, was diesen Mann vermutlich zur Flucht getrieben hat.
Wissen Sie, wer mich nervt? Der Mann, der immer vor dem Supermarkt steht, mit einem Heftl in der Hand und mich grüßt, damit ich ihm Geld gebe. Ein Flüchtling, er könnte aus Syrien stammen. Ich mag nicht angequatscht werden, wenn ich auf der Straße oder in den Supermarkt gehe, und wenn ich wieder herauskomme; egal von wem.
Trotzdem gebe ich dem Mann meistens die Münze aus dem Einkaufswagen. Denn letztlich bin ich sehr froh, dass er dort steht und mich ein bissl nervt, anstatt in einem syrischen Gefängnis gefoltert zu werden. Meine zarte Genervtheit ist komplett irrelevant gegen das, was diesen Mann vermutlich zur Flucht getrieben und dazu gebracht hat, in einem fremden Land um Asyl zu bitten. Er soll lieber hier stehen.
So ähnlich sehen es wohl auch die Alberschwender, deren Menschlichkeit und Sturheit hier schon einmal gewürdigt wurde. Die haben am Montag dafür gesorgt, dass ein syrischer Asylwerber nicht abgeschoben wurde. Acht Syrer leben derzeit in Alberschwende, und anstatt sie nur nicht zu bedrohen oder bloß zu dulden, haben die AlberschwenderInnen beschlossen, sie im Rahmen eines selbst geschaffenen Gemeinde-Asyls zu beschützen. Ihnen zu helfen, sie zu unterstützen, sie zu beschäftigen und mithilfe einer Alarmkette zu verhindern, dass sie abgeschoben werden. Im speziellen Fall war die nicht nötig, da der Mann nicht angetroffen wurde.
Man muss einmal die couragierte Bürgermeisterin (wie in einem Beitrag von "Vorarlberg heute") gehört haben, wie sie über diese Männer spricht: "Sie werden ja nicht glauben, dass die Männer den ganzen Tag in dem Haus sitzen und darauf warten, dass sie abgeholt werden. Die haben ihre Kurse, wir versuchen, sie in Beschäftigungen zu bringen, einige arbeiten zum Beispiel heute bei der Gemeinde am Bauhof. Wir sind wahnsinnig froh, dass wir sie haben."
In zwei Monaten haben die Männer ein Recht auf Asylverfahren und als Syrer gute Chancen. Die Alberschwender wollen so lange auf sie aufpassen.
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