Wegen Conchita wird der Winter länger
Auf einer Facebook-Seite wird sie diskriminierendsten Beschimpfungen ausgesetzt.
Was auf dieser Anti-Conchita-Wurst-Seite zu lesen ist: es schmerzt. Und es ist beängstigend: so viel Bösartigkeit und Hass, so viel Sexismus und Intoleranz gegenüber einer Person, die sich zweierlei erlaubt: Sie nimmt für den ORF am Song Contest teil. Und sie will sich nicht entscheiden, ob sie ein Mann ist oder eine Frau.
Auf einer Facebook-Seite wird sie deswegen diskriminierendsten Beschimpfungen ausgesetzt. Die Initiatoren erklären, es gehe nicht darum „ein Statement Pro oder Contra Travestie, sexueller Ausrichtung oder musikalischer Qualität abzugeben“, sondern um die Vorgangsweise des ORF, der heuer auf eine öffentliche Vorentscheidung verzichtet. Ah, es geht um die Verletzung des Menschenrechts auf Publikumsvoting! Ach so. Na ja, dafür nimmt man sexistische Hass-Postings natürlich in Kauf.
Bleiben wir am Boden: Der Song Contest hat zwar international ein enormes Publikum, ist aber dennoch ein qualitativ überaus fragwürdiges Spaß-Event. Ob Österreich dort den fünften Platz erringt, den 18. oder den letzten, ist egal. Es ist egal, wer hinfährt. Es war egal, dass in den letzten Jahren immer die hübschen, braven Jaulerinnen das Publikumsvoting gewannen und dann, auch egal, im Song Contest selbst abstanken. Jetzt schickt der ORF Conchita Wurst: wurst.
Nicht egal sind diese Kommentare. Nicht egal ist aber auch, dass zum Glück nicht alle Reaktionen so sind: Dass zwischen all den Hass-Postings Menschen ihre Stimme erheben und Haltung zeigen: „Ich persönlich bin froh, in einem Land leben zu dürfen, in dem es jedem gestattet ist, das zu sein und so zu leben, wie er/sie es möchte“, schreibt eine mutige junge Frau.
Muss jemand wegen Conchita morgen Honig statt Marmelade auf die Frühstückssemmel schmieren? Gibt es mehr Stau auf der Tangente? Wird der Winter länger? Beeinträchtigt die Freiheit, die sich Conchita Wurst nimmt, Frauenkleider und Bart zu kombinieren, das Leben und die Freiheit von Monika Muster und Bernhard Beispiel?
Nein. Im Gegenteil.
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