Wann ist es endlich fünf?
Wie spät ist es? Ist es schon fünf?
Guten Morgen! Endlich Wahltag. Das Wählen ist diesmal gar nicht unkompliziert, ich weiß es, denn ich habe es schon erledigt; mit der Wahlkarte. Man darf diesmal nämlich bis zu drei Vorzugsstimmen vergeben, neu auch auf Bundesebene.
Das könnte vor den Wahllokalen zu Schlangen führen, denn falls man noch nicht weiß, wem man diese Stimme gibt, hilft ein mehrseitiges Heftl, in dem die Kandidaten aller Parteien in recht kleiner Schrift aufgelistet sind. Das heißt: Brille in der Tasche suchen, in der Liste die Partei finden, bei der man das Kreuz macht und darin eine Person, von der man sich wünscht, dass sie innerhalb der Partei eine wichtigere Rolle spielen soll. So gesehen ist es vielleicht gescheit, noch vor der Wahlzelle die Homepage des Innenministeriums aufzusuchen, dort finden sich die Bundesparteilisten aller wahlwerbenden Parteien zum Herunterladen, was heißt: man kann die Brille schon daheim suchen und sich ohne Stress die Kandidatin oder den Kandidaten seines Vertrauens heraussuchen. Aber Sie haben das natürlich längst gemacht.
Und dann wird man sehen. An Wahlsonntagen vergeht die Zeit stets langsamer als an anderen Tagen, jedenfalls die Zeit bis zur ersten Hochrechnung. Danach pendelt es sich wieder ein, danach ist dann eh etwas los, aber davor zaht es sich. Einen Spaziergang machen, die Oma oder Freunde besuchen, einen Milchkaffee trinken, ein Stück Gugelhupf essen, mit den Kindern Tischtennis oder ein paar Partien Rommé spielen, alle Sonntagszeitungen lesen, noch ein Stück Gugelhupf, aber es wird und wird nicht fünf. Die Schuhe gehören einmal poliert. Und die alten Schallplatten, die seit einem guten Jahrzehnt ungeordnet in ihrem Regal stehen, wollte man doch schon lange einmal sortieren. Alphabetisch, nach Musikstilen oder nach Themenkreisen? Schwierige Sache. Und die Schwester wollte man schon die ganze Woche anrufen. Wie spät ist es? Ist es schon fünf? Eine Partie Scrabble geht sich noch aus. Und dann.
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