Versprochen, gebrochen
Das war kein Sommer. Dieser Sommer war ein Betrug.
Bin ich die Einzige, die das momentane Wetter ganz gut und passend, ja beinah behaglich findet? Zumindest inhäusig, auf dem Fahrrad ist es, war es gestern jedenfalls, gerade nicht so schön. Aber drinnen … Wenn man im Sommer sehr viel Zeit an der frischen Luft verbracht hat, findet man ein bisschen frühherbstliches Lieber-drinnen-bleiben-Wetter ganz in Ordnung. Es harmoniert auch prächtig mit Urlaubsende und Schulbeginn: Man muss eh auspacken, waschen, einräumen, Sachen organisieren, all die Dinge erledigen, die sich über den Sommer angestaut haben.
Dennoch: Das war kein Sommer. Dieser Sommer war ein Betrug. Dieser Sommer war der Bruch des winterlichen Versprechens, dass drei, vier, vielleicht sogar fünf Monate lang alles wärmer und leichter wird. Diese Versprechung bringt uns überhaupt über den Winter, über den Februar, wenn die meisten von der Kälte und der Lichtlosigkeit schon so gebeutelt und resigniert sind, dass nur noch die Aussicht auf den Sommer, auf einen warmen, strahlend hellen Sommer, sie einigermaßen aufrecht erhält.
Das Versprechen von Hitze, von kurzen, schwitzigen Nächten, in denen man untertextiliert am offenen Fenster sitzt und nicht glauben kann, dass es jemals wieder eisig sein wird. Das Versprechen von Kinder-Sommern, in denen sich – so verklärt es sich zumindest in der Erinnerung – ein heißer, sonniger Tag an den nächsten reihte. Juni, Juli, August, immer schönes Wetter, immer. Solche Sommer, wie der Sommer 2013 einer war, jeden Morgen Sonne, jeden Morgen blau, immer warm.
Dieses Versprechen wurde heuer öfter gebrochen, als Eltern die leichtfertigen Versprechungen nicht halten, die sie ihren Kindern gegenüber gemacht haben. Nie war es länger als zwei, höchstens drei Tage hintereinander sonnig, warm und trocken. Und anders als die betrogenen Kinder ihre Eltern kann man keinen deswegen nerven und zur Verantwortung ziehen.
Der Herbst kann’s vielleicht noch ein bisschen gut machen: die Chance lebt.
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