Und wartet immer noch
Einen Brief zu schreiben, zu gestalten, zu falten und zu verschicken, ist eben etwas Besonderes.
Briefe schreiben die Leute ja eigentlich kaum mehr: Wer tut sich das noch an? Wenn man einander etwas zu sagen hat, telefoniert oder skypt man. Wenn man, wie Ihre Autorin, nicht gerne telefoniert, weil das gleichzeitige Zuhören, Denken und Reden sie völlig überfordert, schreibt man ein Mail oder eine SMS.
Eine durchaus nicht unpersönliche Kommunikationsform: Da man nur ein prosaisches, schmuckloses, immer gleich gestaltetes Textfeld zur Verfügung hat, kommt es umso mehr auf die Worte und den Inhalt an. Kann sehr schön und erhebend sein, so eine SMS. Aber einen Brief zu schreiben, zu gestalten, zu falten, ins Kuvert zu schieben, auf die Post zu bringen und zu verschicken, ist eben etwas Besonderes. Etwas, das die Kinder von heute, mit ihren 5000-SMS-pro-Monat-Handy-Tarifen, nicht mehr allzu oft erleben.
Dem wollte das Großelternpaar Irmhild und Raimund T. aus Fürstenfeld etwas entgegensetzen. Denn ihre fünfjährige Enkelin Lisi in Wien wünschte sich, endlich einmal selbst Post zu bekommen. Eigene Post, einen ausdrücklich an sie adressierten Brief.
Diesen Wunsch wollten ihre Oma und ihr Opa gerne erfüllen: Am 26. November gaben sie in Fürstenfeld bei ULP eine Briefsendung für Lisi auf, mit ein paar kleinen vorweihnachtlichen Aufmerksamkeiten für ihre Enkelin darin. Und die wartete in Wien 22 auf ihren ersten Brief. Und wartete. Und wartet immer noch: Denn der Brief kam nicht an. Lisis Mutter, ein „ULP-Fan – unser Briefträger ist super, unser Packler cool, die Postfiliale echt lässig“ – mailte schließlich an ULP, was offenbar ebenfalls nicht ankam, denn sie erhielt darauf nie eine Antwort. Dafür habe ein Mitarbeiter der Hotline die Sache mit den Worten „Tja, da haben Sie halt alles Pech gehabt – kriegt ihr Kind keine anderen Geschenke?“ kommentiert.
Doch, natürlich. Aber die Kleine hatte sich einen Brief gewünscht. Ein Kuvert, gebracht vom Postboten, mit ihrem Namen darauf und Freude darin.
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