So ähnlich wie ein Wellness-Weekend
Bilder der britischen Herzogin suggerieren: Eine Geburt entspricht in etwa einem Wellness-Weekend.
Die Bilder zeigen eine strahlende, rosige junge Frau mit perfekt geföhntem Haar. Sie trägt ein luftiges Sommerkleid, Schuhe mit hohen Absätzen und ist dezent geschminkt. Nichts brächte einen auf die Idee, dass diese Frau vor kaum 24 Stunden ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat; jetzt außer dem Baby, das Kate Middleton in den Armen hält.
Wahrscheinlich hat keine Mutter diese Bilder gesehen, ohne sich daran zu erinnern, wie sie selbst einen Tag nach der Geburt ihres ersten Kindes ausgesehen hat. Ihre Autorin trug damals überm Spitalskittel einen zerknitterten Kimono, dazu schmeichelnde weiße Kompressionsstrümpfe, Badeschlapfen und zum teigigen Antlitz etwas, das den Begriff Frisur böse beleidigt.
Was die Bilder der britischen Herzogin dagegen suggerieren: dass eine Geburt in etwa einem Wochenende im Wellnesshotel entspricht; man geht kurz ins Spital und kommt frisch und erholt wieder heraus, als Präsent des Hauses gibt’s einen Säugling dazu. Das passt zu dem Druck, unter dem junge Mütter stehen und gesetzt werden, und der, so scheint es, immer stärker wird.
Alles muss perfekt sein; die Geburt, das Baby, die Familie, das Kinderzimmer, die Nächte, der Kinderwagen. Und natürlich die Mutter, der man auf keinen Fall ansehen darf, wie anstrengend, schlaf- und beziehungsmörderisch es zumindest in der ersten Zeit ist, ein Kind zu haben. (Und die natürlich – auch der Druck nimmt zu, weibliche Selbstbestimmung hin, Väterbeteiligung her – so lange wie möglich Tag und Nacht stillen und dabei wahnsinnig glücklich sein muss, weil das Kind sonst drogensüchtig und/oder kriminell wird, Minimum aber Allergiker.)
Es ist allerhöchste Zeit für realistischere Mütter-Bilder. Bilder, die einem die Wahrheit sagen: dass es ungeheuer beglückend ist, ein Kind zu haben. Und unfassbar strapaziös. Und dass es schlecht ist für den Teint, die Figur und die Frisur, jedenfalls am Anfang. Und dass etwas Derartiges wie eine perfekte Mutter nicht existiert. Und dass das okay ist, völlig okay.
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