Keine Stimme für die Fußgänger
Dr. K. wollte ja keinen neuen Schutzweg, sondern den alten zurück.
Leser Michael K. erzählt eine sehr wienerische Geschichte. Denn Dr. K. quert auf seinem Fuß-Weg ins Büro täglich die Straße Ecke Bankgasse, Löwelstraße, Josef-Meinrad-Platz hinter dem Burgtheater. Früher habe es da einen Fußgängerübergang gegeben, nach einem Straßenumbau sei er nicht wieder aufgemalt worden, nur die Hinweisschilder blieben stehen.
Nun hat Wien seit einiger Zeit eine Fußgängerbeauftragte. Dr. K. schrieb ein Mail, in dem er höflich sein Problem formulierte: Er sei auf seinem Fußweg schon zwei Mal fast überfahren und ein Mal von einem Autofahrer wüst beschimpft worden und wolle nun wissen, ob es denn an inkriminierter Stelle "irgendwann einmal noch einen Fußgängerübergang oder Ähnliches geben wird?"
Knapp drei Wochen später enthielt er Antwort vom "Team von Wien zu Fuß": Mit seiner Mail habe Michael K. "den Zu-Fuß-Gehenden in der Stadt eine Stimme gegeben!" Ganz toll. Was dann folgte, war ein salopp formulierter Schimmelbrief: in der Verkehrsplanung für Zu-Fuß-Gehende sei festgelegt, "dass für die Aufbringung eines Schutzweges allerlei Vorgaben zu erfüllen seien": Einsehbarkeit, eine hohe FußgängerInnen-Frequenz, dann sei da noch die Schutzweg-Benutzungspflicht (offenbar ein Argument, das gegen den Schutzweg spricht). "Lange Rede, kurzer Sinn, es gibt Für und Wider zu Aufbringung eines Schutzwegs." Aha.
Aber Dr. K. wollte ja keinen neuen Schutzweg, sondern den alten zurück. Er schrieb also erneut. Ob die Frage gestattet sei, "warum dann links und rechts der Fahrbahn jeweils ein Verkehrsschild angebracht ist, das einen Fußgängerübergang kennzeichnet?" Er deute die Reaktion dahingehend, "dass sich niemand die Situation vor Ort angesehen hat und entweder auf die Anbringung eines Schutzwegs oder die Entfernung der Schilder vergessen wurde."
Darauf enthielt Dr. K. keine Reaktion. Obwohl: Anfang November fand er besagte Schutzweg-Schilder entfernt. Das ist auch eine Antwort, irgendwie.
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