Harissa statt Sriracha

Weil bei den guten Vorsätzen fürs neue Jahr auch gutes Essen erwähnt wurde: Natürlich gibt es längst Ess-Trends für 2015. Sie unterscheiden sich allerdings nicht nur von Medium zu Medium, sondern vor allem zwischen USA und Europa. Denn während z. B. in den USA gerade Fett als solches eine Rehabilitation erfährt, hat man in Europa zu Fett seit jeher ein entspannteres Verhältnis. In den USA galt jahrzehntelang alles, was auch nur Spuren von Fett enthielt, als des Teufels, hierzulande ist man schon lange vom gesundheitlichen Nutzen von Olivenöl überzeugt und zieht auch längst wieder echte, ehrliche Butter der jahrelang gesundheitlich höher geschätzten weil pflanzlichen Margarine vor.

Dass auch die amerikanischen Nahrungsexperten jetzt nachziehen, hat vermutlich auch damit zu tun, dass die allgemeine Fett-Ächtung die Amerikaner nicht daran hinderte, immer dicker zu werden. (Kürzlich las ich in der ZEIT, dass in den USA von ÄrztInnen an Fettsüchtige Gemüse verschrieben werde, in Form von Gutscheinen. Irre.)

Apropos Ernährungs-Vorlieben. "Ein Food-Trend geht immer von einer kleinen Peer-Group" aus, schreibt die Wiener Ernährungsexpertin Hanni Rützler in ihrem "Food Report 2015", erfasse dann eine größere Gruppe von Konsument und Akteuren als Trend, der dann entweder an der Mehrheit vorbei verebbe oder durch sie zum Mainstream werde. Ein Trend, der es geschafft hat und nun auch Amerika erreicht: Ein viel stärkeres Bewusstsein dafür, woher das verzehrte Fleisch kommt. Und auch der Wille, weniger davon zu essen: Rützler konstatiert, dass Fleisch sowohl in Europa als auch in den USA den Status als "esskulturelles Leitprodukt" immer mehr verliere.

Was man international an Trends noch für 2015 findet: Insekten werden als Nahrungsmittel wichtiger, Harissa ersetze Sriracha als Mode-Schärfe (wissen wir schon lange), Hirse laufe Quinoa den Rang ab und nach Linsen und Kichererbsen werde die Erbse die neue Trend-Hülsenfrucht. Passt, Mahlzeit.