Gut, dann machen wir das für dich
Was wir essen, beeinflusst ja nicht nur Wampe und Gesundheit.
Wenn es in dieser Kolumne ums Kochen und ums Essen geht, wird’s schnell zu eng, so auch gestern, als die Bedrohung der Kulturtechnik Kochen durch Schnell- und Fertignahrung thematisiert wurde. Ein praktischer Zufall, dass gerade eben die Ergebnisse einer Studie der Universität Cambridge veröffentlicht wurden, die belegen, dass der Mensch beweisbar dicker wird, wenn man ihm viele Schnellimbisse in den Weg legt: Die nützt er nämlich auch, und was er dort zu sich nimmt, ist meistens nicht besonders gesund für ihn.
Nun könnte man sagen: meine Güte, wurscht! Soll doch jede essen, was sie will! Nicht jeder hat Lust oder Zeit zu kochen, und es ist doch bitte jedermanns Privatsache, was man isst, und ob das gesund ist oder nicht.
Es ist aber auch so: Was wir essen, beeinflusst ja nicht nur Wampe und Gesundheit. Es definiert auch unsere Landschaften und bestimmt, wie wir mit unseren Nutztieren umgehen.
Der gestern schon erwähnte Autor und Berkeley-Professor Michael Pollan untersucht seit Jahren die Nahrungskette und ist überzeugt, dass es die Menschen und die Welt verändere, wenn die Leute viel mehr selber kochten. Stattdessen verlernen sie das Kochen allmählich und überlassen es der Nahrungsmittel-Industrie, die ihnen schließlich ein verlockendes Angebot macht: Du hast keine Zeit zu kochen? Gut, dann übernehmen wir das für dich.
Das hat gewaltige Auswirkungen. Vereinfacht gesagt: Wenn von zehn Leuten nur noch zwei selber Erdäpfel kochen, backen, braten oder frittieren, während die anderen acht Pommes Frites aus dem Tiefkühl-Packerl oder von der Fast-Food-Kette essen, dann werden auf acht von zehn Erdäpfel-Äckern solche Erdäpfel angebaut werden, die sich für die Produktion derartiger Fritten eignen. Die sollten möglichst lang und makellos sein, sind also eher nicht bio. Und für Ketchup und Pizza-Tomatensauce braucht’s keine tausend lustigen Paradeiser-Sorten. Und Nuggets von glücklichen Hühnern: rentieren sich nicht.
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