Endlich wieder normal

Doris Knecht

Doris Knecht

Hier der Beweis: Radfahren ist allmählich kein Minderheitenhobby mehr.

von Doris Knecht

über den Radverkehr

So, hier jetzt also der Beweis: Radfahren ist allmählich kein Minderheitenhobby mehr. Die Statistik Austria hat aktuelle Zahlen, der Verkehrsclub Österreich interpretiert sie: Zwei Drittel der Österreicher über 15 Jahren fahren Rad, und zwar immer öfter auch im Alltag. Mehr als die Hälfte mehrmals im Monat, immerhin schon ein Drittel benutzt das Rad täglich oder mehrmals die Woche: vor fünf Jahren war es noch ein Viertel.

Die Zahl der RadfahrerInnen stieg in den letzten fünf Jahren um fast 800.000. Das ist ein starkes Signal für den Radverkehr. Es bedeutet, dass in Österreich in immer mehr Haushalten für kurze Strecken das Rad statt des Autos benutzt wird. Es bedeutet, dass Radfahren kein Spleen linksgrüner Spinner ist, als der es besonders in Wien noch immer gerne denunziert wird. Es bedeutet, dass keineswegs nur rücksichtslose Rowdys Rad fahren, sondern auch die Frau Doktor Müller von nebenan, die süße Sarah, der Anwalt Pollak mit seiner kleinen Tochter im Kindersitz, der alte Herr Sedlacek und der Bauarbeiter mit seinem Gips-Kübel auf dem Gepäckträger. Vorhin eben genau so gesehen; hinter ihm – die Station war nicht mehr weit – zuckelte gemächlich eine Bim mit einem gelassen lächelnden Fahrer her, vielleicht, weil der auch immer mit dem Rad zur Arbeit fährt. Es bedeutet, dass Radfahren in Österreich endlich wieder normal wird.

Wie es das schon einmal war, damals, bevor man begann, für jede noch so winzige Strecke ins Auto zu steigen, etwa um 400 Meter entfernt beim Bäcker Semmeln zu holen. Oder um die Kinder einen Kilometer weit zur Schule oder zweieinhalb Kilometer ins Büro zu fahren – und dann wieder heim und mit dem Auto ins Fitnessstudio, um sich dann dort am Indoor-Fahrrad fitzustrampeln. Derlei galt als normal, seit das Rad durch die Zunahme des Pkw-Verkehrs ab den 1970er-Jahren von der Straße und aus der Alltagsfortbewegung gedrängt worden war. Jetzt ist es zurück. Und die Normalität ändert sich.

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