Die Mamils sind wieder da
Das Netz hält jede Menge Spott und Häme für sie bereit.
Eher spät lernte Ihre Autorin bei einem Waldspaziergang einen schönen Ausdruck, der im angelsächsischen Sprachraum schon länger geläufig zu sein scheint; Mamil. Drei Mamils, ein roter, ein giftgrüner und ein violetter, lagerten am Wegrand und grüßten uns freundlich beim Vorrübergehen. Nicht ohne interessierte Blicke auf die Waldviertler Schuhe des Begleiters zu richten. Ah, in solch altmodischen Leder-Bottichen lässt es sich also auch wandern? Ja! Interessant.
Ein echter Mamil ließe derlei ja nie an seine Füße. Mamil, nämlich: eine Abkürzung. Und zwar für: Middle-aged Man in Lycra. Bedeutet frei übersetzt: Männer in ihren besten Jahren, gekleidet in atmungsaktive Funktionsbekleidung. Gerade beginnt ihre Saison, überall kriechen, nein, hüpfen, springen und zischen sie energetisch aus ihren Winter-Höhlen und dekorieren einzeln oder in bunten Pulken die Straßen, Laufstrecken, Wanderwege und Bergsteige.
Das Netz hält jede Menge Spott und Häme für sie bereit, von schockierenden Married-to-a-Mamil-Berichten bis zu Tipps im Umgang mit besonders aggressiven Exemplaren. Denn, Obacht, das Aufkommen der Mamils habe alarmierende Ausmaße angenommen.
Nun soll man nichts gegen Männer mittleren Alters sagen, die ihre Körper, anstatt sie vor Fernsehern und hinter Biergläsern zu parken, in Bewegung bringen. Bewegung ist gut! Sport ist gesund! Für den Organismus und für Geist und Seele! Denn ein Mann, der sich nach einem langen harten Arbeitstag auf seinem Rennrad, in seinen Laufschuhen oder am Klettersteig abreagiert, tut das dann eher nicht an Frau, Kindern oder sich selbst.
Allerdings übertragen speziell Renn-Mamils mitunter ihr professionelles Powerplay auf ihr Rad und gestatten ihren aufgestauten Aggressionen und ihrem überschüssigen Testosteron ein bisschen sehr viel Auslauf. Aus dem Weg, ihr Luschen! Aber es sind nicht alle so. Die drei Wander-Mamils, die wir getroffen haben, waren ganz zahm und zutraulich.
Kommentare