Das kann Fernsehen nicht

Doris Knecht

Doris Knecht

Ungefähr das Einzige, was einen Morgenmuffel wie ihre Autorin einigermaßen wach und tagesfit macht.

von Doris Knecht

über die FM4-Morning Show

Das gehört einmal gesagt: Ungefähr das Einzige, was einen Morgenmuffel wie ihre Autorin einigermaßen wach und tagesfit macht, ist die FM4-Morning Show. Es ist ja nicht so, dass man nicht aufstehen will. Aufstehen geht, nach einem Kaffee, eh. Frühstück und Jause machen und Kindergewand suchen geht auch. Man will nur möglichst nichts Komplexes denken müssen dabei. Und nicht sprechen. Nicht antworten. Überhaupt nicht reagieren.

Es ist in so einer Situation ideal, wenn man mit überwiegend guter Musik bespielt und freundlich beplaudert wird von Menschen, die keine Antwort erwarten. Das gelingt den Hosts der FM4-Morning Show täglich auf hohem Niveau und mit genau dem Grad an guter Laune, die ein totaler Morgenmuffel wie ich gerade noch ertragen kann. Obwohl stimmt so nicht, denn Host Stuart Freeman ist so was wie die personifizierte Spitzenlaune und man will ihn trotzdem um sich haben.

Es muss einmal gelobt werden: Die FM4-Morning Show ist etwas vom besten Radio, das es überhaupt gibt. Es hat Qualitäten, die Fernsehen nicht hat, weil es Sachen kann, die Fernsehen nicht kann: Es kann ganz schnell sein und ganz flexibel, es kann improvisieren, es kann kommunizieren und sofort reagieren. Wenn Heidi aus dem „langweiligsten Kaff der Welt“ anruft, weil sie schrecklichen Liebeskummer und ebensolche Zahnschmerzen hat, weshalb sie sich dringend „Changes“ wünscht, dann spielen ihr die beiden Moderatoren („Hamma des? Ah ja, da“) die David-Bowie-Nummer pronto.

Es gibt jeden Morgen den famosen Ombudsmann, und es kann geschehen, dass am frühen Vormittag die lässige Jungautorin Stefanie Sargnagel aus ihrem neuen Buch ganz ungeniert eine Stelle vorliest, in dem es um die Angst einer Callcenter-Mitarbeiterin vor Cunnilingus mit einer Kollegin geht. Fröhliches Gewieher im Studio; man lacht lauthals mit. Sehr schön. Sehr lebendig. Sehr jetzt. Und das alles direkt in meiner Küche, täglich von sechs bis zehn: bis halt alle Morgenmuffel munter sind.

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