Bald auch auf Souvenir-Leiberln

Doris Knecht

Doris Knecht

Die Pärchen-Ampeln sind lässig und sollen bleiben.

von Doris Knecht

über die Wiener Ampelpärchen

Am Donnerstag, als hier die Ampel-Pärchen als clevere und effektive Wien-Marketing-Aktion gewürdigt wurden, bildete sich auf Facebook eine Gruppe mit dem Titel „Die Wiener Ampelpärchen sollen bleiben“. Drei Tage später hat die Gruppe über 16.000 Mitglieder, die Zahl wächst stündlich in Hunderter-Schritten.

Die 49 Wiener Ampel-Pärchen sind bereits weltberühmt, und zwar ausnahmsweise nicht nur in Wien. Sie finden so großen Anklang, dass immer mehr Wienerinnen und Wiener sie nicht mehr hergeben wollen, weil die neuen Ampeln offenbar eine Chance haben, ähnlich populär und trademarkig zu werden wie die Berliner Ampelmännchen, und irgendwann wie Mozart und Strauß auf Souvenirshop-Leiberln gedruckt und in die ganze Welt getragen werden.

Natürlich behagt nicht allen die auch auf FM4 geäußerte Wahrnehmung, Wien sei derzeit die Hauptstadt des schwulesbischen Mainstreams. Das wird sich nach Life Ball, Song Contest und Regenbogenparade eh wieder relativieren; umso netter ist die Idee, die 49 Ampeln zu einer fixen Institution und einer Toleranz- und Weltoffenheits-Markierung zu machen, die man zuverlässig in allen künftigen Wien-Reiseführern finden wird.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass das von vornherein der Plan war und auch die Facebook-Gruppe Teil der Pärchen-Ampel-Kampagne ist. Denn wem so etwas einfällt, der ist auch clever genug, die erwartbaren Folgen einer solchen Kampagne zu kalkulieren und die Wellen von Ablehnung und Zustimmung, die einer solchen Aktion hinterher branden, voraus berechnen zu können. Man weiß ja mittlerweile, wie Social Media funktioniert, wie sich die Meinungen der Schwärme im Netz manipulieren oder zumindest ein wenig steuern lassen, und wie man sich Empörung und Gegen-Empörung zunutze macht, um die öffentliche Aufmerksamkeitsspanne für so eine Kampagne zu verlängern und damit ein Projekt auf Schiene zu bringen. Egal, was dahintersteckt: Die Pärchen-Ampeln sind lässig und sollen bleiben.

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