Augen zu und durch

Gestern Vormittag, als Ihre Autorin votete (Was für ein gruseliges Wort: votete. Ich entschuldige mich dafür), als ich also gestern meine Stimme für eine Farbe der geplanten U-Bahn-Linie 5 abgab, sah es für Pink gar nicht gut aus. Das steht nämlich zusammen mit Türkis zur Auswahl und lag zu diesem Zeitpunkt mit 20,2 Prozent gegen 79,8 übel im Hintertreffen.

Dann machte ein Teil der Gay-Community via Facebook mobil, und zwei Stunden später, zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Kolumne, liegt Türkis zwar immer noch weit vorne, Pink hat allerdings Meter gemacht und auf 28,07 Prozent aufgeholt. Während Türkis bei (es liegt ein Beweis-Screenshot vor) 71,92 Prozent liegt, und angesichts dieser Zahlen überschwemmt uns reine Dankbarkeit darüber, dass die Wiener Linien ein Beförderungsunternehmen sind und keine Statistik-Zentrale, kein Eich-Amt und nicht das Finanzministerium.

Pink-Fans sollten jedenfalls, da es bei einem Voting im Unterschied zu einer Wahl keine Alters-Untergrenze gibt, dringend die drei- bis siebenjährigen Wienerinnen mobilisieren, bekanntlich die Pink-Peergroup schlechthin. (Erst vorgestern musste die Mutter einer Vierjährigen getröstet werden, der die Aussicht auf drei weitere pinkfarbene Jahre Tränen der Verzweiflung in die Augen trieb. Aber da muss man, Augen zu, nun einmal durch, irgendwann hört es zuverlässig von selber auf.) Die jedenfalls könnten jetzt mit ihren rosa Kindergärtnerinnen-Glitzer-Smartphones voten und Pink zum Sieg verhelfen. (Ein paar haben offenbar schon: 30,08 Prozent.)

Und dann wäre da natürlich noch diese relativ junge Partei, die eigentlich ein vitales Interesse daran haben sollte, dass ihre Parteifarbe künftig auf jedem U-Bahn-Netzplan vertreten ist; allerdings scheint man dort diese Chance bisher nicht erkannt zu haben. Oder doch? Aktuell: Türkis 45,72 Prozent, Pink 54,84. (Das Additions-Vermögen der Wiener Linien baut offenbar rapide ab.) Das Voting aber läuft noch bis 28. August: www.wienerlinien.at/u5. Wir bleiben dran.