Anders geht billig eben nicht
Anders geht billig eben nicht
Dass der ORF-„Schauplatz“ zu den beliebtesten ORF-Formaten gehört, liegt durchaus an der Themenwahl: Man wagt sich unverhältnismäßig oft in sensible, kontroversielle oder schwierige Bereiche. Die Reportage „Arme Sau“ tut gleich alles auf einmal: Reporter Klaus Dutzler untersucht, wo die riesige Menge Schweinefleisch herkommt, die die Österreicher verspeisen, unter welchen Bedingungen es produziert wird und wie die meisten Schweine in Österreich leben müssen, damit ihr Fleisch so billig sein kann, wie es ist.
Dazu sprach Dutzler mit Biobauern und Fleischhauern, das Team filmte in einem Schlachtbetrieb und in der Wurstfabrik. Nach Monaten fand sich schließlich auch eine Bauernfamilie, die bereit war, dem "Schauplatz" den Schweinemastbetrieb zu zeigen.
Was man erfährt, ist so lehrreich wie logisch: Wer das Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren essen will, muss bereit sein, mehr zu zahlen. Da die meisten aber lieber sehr viel sehr billiges Fleisch essen, wird die überwiegende Zahl der Schweine unter Bedingungen gehalten, die den Tieren nicht entsprechen: weder was ihren Platzbedarf, noch die Art der Haltung, noch was ihr Futter anbelangt.
Anstatt freilaufend in Wald, Wiese oder auf Stroh fristen die Tiere ihr Dasein in engen Kobeln auf Lattenrosten so, dass sie möglich schnell wachsen und möglichst oft möglichst viele Ferkel werfen. Die Schweinezüchter werden dabei keineswegs dämonisiert: Es sind erfahrene Bauersleute, die versuchen, effizient zu wirtschaften, die wissen, was sie tun und warum. Die Bäuerin delegiert die Verantwortung für die Art der Schweinezucht auch völlig zu Recht direkt an die Konsumenten: Anders geht billig nun einmal nicht. Aber es geht anders, wie am Bio-Mangalitza-Hof der Familie Wiesner: sehr beeindruckend und überzeugend.
Schauplatz-Reporter Klaus Dutzler kennt die Materie im Übrigen: Er hält nebenbei selber Schweine und Rinder, in kleinem Rahmen, auf der Wiese und im Wald, artgerecht und bio.
„Am Schauplatz“, heute 21.05, ORF 2.
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