Jetzt erst Knecht: Wir sind eh gleich da

Doris Knecht
Falls Sie dieser Tage mit der Bahn in die Ferien fahren: Teilen Sie sich Ihren Hunger gut ein. Und nehmen Sie sicherheitshalber bissl Proviant mit.
Doris Knecht

Doris Knecht

Denn der Kollege N. fuhr unlängst mit dem Railjet von Salzburg nach Wien und wurde zum falschen Zeitpunkt hungrig. Nämlich kurz vor St. Pölten. Man muss dazusagen: Es war 14 Uhr, also fast noch Mittagszeit. Der Kollege ging also ins Bistro und bestellte ein Puten-Curry. "Ist aus", sagte die Dame von e-express. Der Kollege meinte, o. k., dann nähme er eben etwas anderes. Die Dame erklärte: "Ist alles aus."

Der Kollege, dem das Nachbohren von Berufs wegen im Blut liegt, konnte das nicht glauben, er begehrte zu wissen, ob denn von der gesamten Speisekarte gar nichts da sei. Worauf die Dame zugab, dass es sehr wohl noch Essen gäbe. "Aber wir verkaufen nichts mehr, weil wir gleich ankommen." Gleich bedeutete wohlgemerkt: in exakt 44 Minuten, wie der Kollege mit einem Blick auf seine Uhr flugs errechnete. Er habe das Ergebnis der Bistro-Dame mitgeteilt und sei mit einem Schulterzucken belohnt worden: Man mache schon den Stand.

Den Kollegen N. erstaunt das: "In Österreichs bestem und modernstem Zug bekommt man eine Dreiviertelstunde vor Ankunft nichts mehr zu essen?", fragt er. Man stelle sich vor, im Supermarkt würde die Feinkostverkäuferin 45 Minuten vor Ladenschluss keinen Schinken mehr aufschneiden. Oder im Beisl würde eine Dreiviertelstunde vor Sperrstund’ kein Bier mehr ausgeschenkt.

Sagen wir mal: Das war ganz bestimmt ein Einzelfall. Aber nehmen wir uns für die nächste Zugfahrt sicherheitshalber trotzdem ein Weckerl mit. Oder ein paar Weihnachtskekse.

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