Jetzt erst Knecht: Wir Hinter-Westler

Doris Knecht
Der österreichische Westen liegt nun in Salzburg.
Doris Knecht

Doris Knecht

Der zugegebenermaßen nicht besonders gut vorbereitete Versuch einer minderinformierten Kolumnistin, bei der neuen Westbahn ein Ticket nach Bregenz zu erstehen, scheiterte an einer bitteren Erkenntnis: Der österreichische Westen liegt nun in Salzburg. Denn exakt bis dorthin und nicht weiter fährt die Westbahn.

Für eine gebürtige Westlerin ist derlei natürlich schockierend. Was heißt: ein Einser-Affront. Der alte Siedler- und Village-People-Schlachtruf „Go West!“, mit dem man zwei oder drei Mal jährlich den Verheißungen des Westens entgegen in die alte Heimat aufbricht, verklingt nun jäh schon auf halber Strecke. Endstation, bitte alle aussteigen.

Im Westen nichts Neues? Doch, Salzburg. Wir Westler, die wir von westlich des Salzburger Westens herstammen, sind indigniert. Wie dürfen wir das verstehen? Wir haben natürlich kapiert, dass der Begriff „ Westbahn“ nur die Richtung weisen soll, aber es ist dennoch beunruhigend, ja beleidigend, dass die Tiroler und Vorarlberger nun qua Salzburger Weststrecken-Ende zu Außer-Westlern degradiert werden, da ja nun die Salzburger die neuen Westösterreicher sind. Was bitte sind nun die Tiroler und Vorarlberger? Hinter-Westler?

So geht das nicht. Über Jahrzehnte schöpften speziell die Vorarlberger ihr regionales Selbstverständnis und ihre linguistische Autonomie mit großen Kellen aus dem Umstand, dass der Osten Österreichs mit Wien und der Westen mit Vorarlberg stets perfekt markiert waren. Und dass dazwischen zuverlässig und für immer 700 Kilometer Mittelösterreich liegen würden, die für die xibergerische Identitätsausprägung praktisch unabdinglich sind. Gut, die 700 Kilometer sind noch da. Aber jetzt mit einem Westen mittendrin.

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