Jetzt erst Knecht: Willst du mich kurz heiraten?

Doris Knecht
Der Trend geht klar in Richtung ehefreier Hochzeit, der reinen Märchenhochzeit als singuläres Ereignis.
Doris Knecht

Doris Knecht

Vom 20. bis 22. Jänner findet wieder die Hochzeitsmesse „Trau dich!“ statt, lange vor dem Hochzeitsmonat Mai. Damit bleiben den angehenden Eheleuten zur Hochzeitsplanung die un-be-dingt empfohlenen drei Monate Vorbereitungszeit, ohne die ein Brautpaar, das etwas auf sich hält, unter keinen Umständen vor den Altar und seine Gäste tritt. Passend dazu informierte am Mittwoch die Stadt Wien in einer APA-Aussendung, dass die Eheschließungen 2011 leicht zurückgingen: Dafür stieg die Zahl derer, die ihre Hochzeit an einer von 46 angebotenen „Traumhochzeitslocations“ feierten.

Scheidungsraten von 50 Prozent? Egal. Denn wie sich häufende Promi-Beispiele aus den USA zeigen, wird die Ehe nach der Hochzeit sowieso zusehends belanglos. Der Trend geht klar in Richtung ehefreier Hochzeit, der reinen Märchenhochzeit als singuläres Ereignis, das nicht mehr zwingend an dieses beängstigende, anschließende lebenslange Aneinandergekettetsein geknüpft ist.

Der Zweck einer Verheiratung ist nicht mehr die Ehe, sondern die rauschende Traumhochzeit als solche. Traumpaare wie Kardashian /Humphries und Perry/Brand machen es vor: Willst du mich kurz heiraten? Jaaa! Ist ja nur für eine lustige Zeremonie, für die sich Weiblein und Männlein vor möglichst breitem Publikum unter größtem, materiellem Einsatz an einem maximal exotischen Traum-Ort vorübergehend zusammentun. Es wird gefeiert, was geht, dann baba: Nach einer gewissen Anstandsfrist geht wieder jeder seiner ungestörten Wege. Vielleicht sollten die Standesbeamten ihren Text ändern in ein realistisches „bis das der erste Streit um die falsch ausgedrückte Zahnpastatube euch scheidet“. Nähme eine Menge Druck weg.

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