Jetzt erst Knecht: Wer bringt es ihnen dann bei?

Jetzt erst Knecht: Prokrastination trifft es nicht ganz
Wenn wir Erziehungsdefizite nicht ausgleichen, bestrafen wir die Kinder für ihre Herkunft, für ihre Väter und Mütter.
Doris Knecht

Doris Knecht

Warum ein Fast-Food-Verbot an Schulen leider nicht möglich sei, erklärte gestern Bildungsministerin Claudia Schmied dem KURIER: „Man kann die Schulen nicht für alles verantwortlich machen.“

Das spiegelt ein ziemlich resignatives Amtsverständnis: Man nimmt offensichtliche, reparable Defizite einfach als gegeben hin. Die Aussage zeugt zudem von einem Missverständnis der Institution Schule: Die allgemeine Schulpflicht wurde ja einst deshalb eingeführt, weil die meisten Eltern nicht über die Talente und Möglichkeiten verfügen, ihren Kindern alle Grundlagen des Lebens beizubringen. Schule hat seit jeher Defizite der Eltern ausglichen, ja, wurde genau deshalb verpflichtend, um allen Kinder, egal welcher Herkunft, Bildung zu garantieren.

Es ist ein Armutszeugnis für eine Bildungsministerin, wenn sie nicht erkennen will, dass sich diese Grundlagen verändert haben: Weil es nun auch darum gehen muss, Kindern in der Schule zu lehren, wie sie gesund und fit bleiben, wenn ihre Eltern das aus Ignoranz oder anderen Gründen nicht vermögen.

Natürlich sind die Eltern nicht und nie aus der Pflicht zu nehmen: Aber wenn wir ihre Erziehungsdefizite nicht ausgleichen, bestrafen wir die Kinder für ihre Herkunft, für ihre Väter und Mütter. Und schließlich geht es ja nicht nur um die akute Befindlichkeit dieser Kinder: Es geht auch darum, zu welchen Erwachsenen, welchen Eltern wir sie erziehen. Wenn die Schule ihnen jetzt nicht beibringt, was gut und schlecht für sie ist – wie sollen sie dann jene verantwortungsvollen Eltern werden, die Schmied sich wünscht? Man kann vielleicht die Schulen nicht für alles verantwortlichen machen. Aber ein gutes Bildungssystem sollte sich dafür verantwortlich fühlen.

Kommentare