Jetzt erst Knecht: Weniger werden wir nicht

Doris Knecht
Doris Knecht über den prophezeiten Fahrradboom und seine Tücken.
Doris Knecht

Doris Knecht

Verzeihen Sie eine kleine unverkneifbare Genugtuung: Denn hier wurde schon vor Jahren ein Fahrradboom prophezeit, und zwar, als immer noch viele Wiener Autofahrer überzeugt waren, das innerstädtische Radfahren würde früher oder später eh verboten werden. Wurde es nicht, stattdessen steigen, wie neueste Untersuchungen zeigen, immer mehr Autofahrerinnen und -fahrer aufs Fahrrad um: Weil man innerhalb der Stadt auf Strecken unter fünf Kilometern mit dem Rad fast immer schneller am Ziel ist als mit dem Auto, oft sogar schneller als mit Öffis. Und weil man Benzin spart. Und Kalorien verbrennt. Und so weiter.

Als seit Jahrzehnten mit den Wiener Radverhältnissen vertraute Ganzjahres-Radfahrerin muss ich allerdings auch sagen: Die Radverkehrsplanung scheint mit der enormen Zunahme der Radfahrerinnen und Radfahrer in der Stadt nicht Schritt halten zu können. Die Radstreifen und Radwege vor allem im und um das Zentrum herum bewältigen die wachsende Zahl der Radfahrer nicht mehr. Wodurch es an neuralgischen Punkten immer gefährlicher wird.

Zum Beispiel am Studentenballungsort Schottentor, wo es jeden Tag zu kritischen Situationen zwischen Radlern, Fußgängern und Autos kommt. Dort müssen Radfahrer, die aus der Währinger Straße kommen und den Ringradweg Richtung Schottenring nehmen wollen, überm Ring anhalten und auf Grün warten: Und zwar, ohne dass es mitten zwischen heranrasenden Autos, Fußgängern und von rechts heranströmenden Radlern auch nur einen Quadratzentimeter Platz dafür gäbe. Da gehört dringend etwas gemacht, bevor etwas passiert. Denn weniger Radlerinnen und Radler werden es nicht, so viel ist jetzt sicher.

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