Und zum Schluss die kalte Sophie
über die Eisheiligen
Der Nachbar hat vorgestern – Vorsicht, Paradeisergrenze!, wir verabschieden uns hier leider von unseren Tomaten-unaffinen LeserInnen – seine Paradeisersetzlinge eingepflanzt. Bist du. Im Freiland! Am 2. Mai!!! Das ist im Prinzip blanker Wahnsinn. Fahrlässige Paradeisergefährdung.
Der Nachbar sagt, die Wettervorhersage stimme ihn überaus optimistisch, es sei frostfreies Wetter angesagt bis in den Herbst hinein, er entlasse seine Jungparadeiser zuversichtlichen Herzens ins Freie. Außerdem wolle er sehr bald Paradeiser essen, und zwar zu einer Zeit, zu der an den Stauden von uns Feiglingen gerade einmal ein paar steinharte grüne Kugeln hingen. Er dagegen werde sich dann seinen ersten, süßsaftigen Paradeissalat einverleiben, mit einem sehr guten Olivenöl und einem Spritzer Zitrone.
Bitte. Wenn er meint. Aber: Sind die Eisheiligen in Rente gegangen oder was? Oder sind sie heuer auf Seminar im Ausland und lassen Österreich für einmal aus? Eher nicht. Die diversen Gärtnerkalender kündigen sie wie folgt an: Mamertus erwarten wir nächsten Sonntag, Pankratius schaut am Montag vorbei, Servatius klingelt am Dienstag, am Mittwoch klopft Bonifatius an, und wenn all diese Herren versammelt sind, soll am 15. auch noch die kalte Sophie hereinschneien. Vorletztes Jahr hat sie sich Zeit gelassen bis zum 18. Mai und kam dann in einer frostigen Nacht über die Felder: hat die Marillen ruiniert, die Erdbeeren und eine ganze Generation junger, hoffnungsfroher Kürbis-, Zucchini- und Gurkenpflanzen. Und die Paradeiser natürlich.
Das wird dem Nachbarn en detail rekapituliert. Erinnert er sich nicht, wie er damals einen Eimer voller erfrorener Paradeis- und Kürbisartiger auf den Kompost kippen musste? Heuer nicht, sagt der Nachbar. Okay.
Mich überzeugt er nicht. Ganz abgesehen davon, dass die Bauern verzweifelt auf Regen hoffen. Es ist viel zu trocken, die Felder brauchen dringend Regen, viel Regen. Die Paradeiser vom Nachbarn dagegen … Meine bleiben noch im Haus, definitiv.
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