Jetzt erst Knecht: Und jetzt wieder Vinyl

Doris Knecht
Was überraschenderweise zurückkehrt: der Plattenspieler.
Doris Knecht

Doris Knecht

Ein großer Lebensmittel-Diskonter hat gerade einen im Angebot – und dort werden zuverlässig nur Dinge verkauft, die der Durchschnittskonsument will.

Es soll Autorinnen geben, die ihre Kolumnen nicht auf einem Schreibtisch verfassen, sondern auf einem zwei Meter langen, tischhohen Plattenregal, auf das mit vier Schraubzwingen ein breites Brett geschraubt wurde, weil sich in der mit Vinyl zugestellten Wohnung einfach keine andere Möglichkeit ergab. Einer der Mitbewohner war nämlich einst der damals sehr unpopulären Meinung, dass keine der fünf- oder sechstausend Langspielplatten weggegeben werden dürfe, da diese kleinen Silberscheiben namens CD sich eh nicht durchsetzen würden. Erstaunlicherweise zeigt sich nun, dass er offenbar recht hatte: Die CD ist, dank Internet-Downloads, viel schneller am Ende, als man vor 25 Jahren vermutet hätte. Der Internet-Versand Amazon hat die Kategorie „CD“ kürzlich aus seinen Suchkategorien gestrichen, es gibt jetzt nur noch „Musik“.

Und immer mehr Musiker pressen ihre Musik nun statt auf CDs wieder auf schweres, schwarzes Vinyl in schönen Kartonschubern, immer öfter mit einem im Preis inbegriffenen Download-Code, mit dem man das Werk zusätzlich aus dem Internet auf den iPod oder das iPhone kopieren kann.

Auch eine österreichische Firma vertraute auf die Beständigkeit von Vinyl und begann 1991, mitten in den CD-Siegeszug hinein, die besten und weltschönsten Plattenspieler zu produzieren: simple, lackierte Bretter mit mechanischem Laufwerk. Mittlerweile ist Pro-Ject Audio Systems der größte Plattenspieler-Fabrikant der Welt. Manche Dinge sind eben doch für immer.

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