Jetzt erst Knecht: Und draußen das Leben

Doris Knecht
Am Beispiel Meldeamt: Es wird nicht alles schlechter.
Doris Knecht

Doris Knecht

Es wird nicht alles schlechter. Etliches wird besser, und manches wird sogar viel besser. Das merkte Ihre Autorin, als sie kürzlich etwas zu melden hatte. Und das hatte man vorher schon öfter, speziell in den ersten beiden Dekaden als Wienerin: Damals zog man mehr als ein Dutzend Mal um, von WG zu Mann und mit Mann aus der Wohnung ohne Wasser in die Wohnung mit Wasser, und dann in die nächste WG und mit der WG in eine andere WG, und zum neuen Mann und mit dem von einer winzigen in wachsende Wohnungen. Es waren bewegte Zeiten.

Ruhe fand man am Meldeamt, für das man sich bei jedem Umzug einen Tag freinahm: Um sich stundenlang in einer endlosen Schlange anzustellen, vor BeamtInnen, die aus kleinen Schublädchen Zettelchen kramten und Zettelchen in Schublädchen verräumten, während das Leben draußen ohne einen stattfand. Bis man endlich selbst an die Reihe kam, um zuverlässig mitgeteilt zu bekommen, dass in den mitgebrachten Unterlagen ein wichtiges Zettelchen fehlte, ohne das die Ummeldung leider unmöglich war. Einen zweiten Tag nahm man sich frei, um dieses Zettelchen aufzutreiben (meistens musste dafür ein fluchendes Elternteil in ferner Provinz auf ein Gemeindeamt wackeln) und es nachzureichen, nachdem man erneut Stund’ um Stund’ in langer Reih’ verstanden hatte.

Und jetzt? Jetzt ruft man vorsichtshalber vorher an und erfährt: Man braucht nur ein Formular aus dem Internet auszudrucken und mit selbigem und einem Lichtbildausweis in irgendeinem Meldeamt zu erscheinen. Sonst braucht man nix?? Sonst braucht man nix. Und man braucht sich auch nicht freizunehmen. Manches wird besser, doch.

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