Jetzt erst Knecht: Sparen, sperren, abwehren

Jetzt erst Knecht: Sparen, sperren, abwehren
Zur Schließung von Postfilialen und der damit verbundenen Umverteilung des "postalischen Hungers".
Doris Knecht

Doris Knecht

Die Post schließt also weitere Filialen. Mehr als fünfzig allein in Wien. Zum Beispiel die in der Mondscheingasse in Neubau, was im ersten Moment wie eine Gnade wirkt, denn die Mondscheingasse ist berüchtigt für endlose Wartezeiten in endlosen Schlangen. Bloß: Wo kriechen diese Schlangen dann hin? Wo verlängern sie die bestehenden Schlangen? Es ist ja nicht so, dass diese Postfilialen ungenutzt wären, mit traurigen unterbeschäftigten Mitarbeitern, die verzweifelt Kunden hereinwinken, während Mistel-Ballen durch die hallenden Räume wehen. Nein, diese Filialen florieren, werden gebraucht. Wo stillen die Menschen ihre postalischen Bedürfnisse, wenn die nicht mehr sind? Denn die werden ja nicht weniger, nur weil die Post weniger Stellen zu Verfügung stellt, an denen sie befriedigt werden können. Es ist ja nicht so, dass man keine Pakete mehr schickt und bekommt, nur weil ULP dafür keine Filialen zur Verfügung stellt. Im Gegenteil, die Leute bekommen immer mehr Pakete, weil sie immer mehr im Internet bestellen. Wo holt man die dann ab? (Naja, vielleicht so wie jetzt bei Nachbarn im Umkreis von 300 Metern, bei denen sie abgegeben oder an die sie geliefert wurden, weil die ordnungsgemäß zu Hause waren und man selbst nicht.) Die Filialen-Reduktion ist außerdem ein merkwürdiges ökonomisches Phänomen in Zeiten, in denen etwa Telefonieunternehmen das Land und die Städte so flächendeckend mit Handyshops überziehen, dass man zuweilen fürchtet, sie würden wie Pac-Man alle andere Läden auffressen. ULP dagegen spart, sperrt, wehrt ihre Kundschaft ab, zermürbt sie, verbittert sie, vertreibt sie. Schlägt ihnen die Tür vor der Nase zu: Wir wollen euch nicht, baba.

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