Jetzt erst Knecht: So ein Tag, so deppert wie heute

Doris Knecht
Manchmal ist alle Gelassenheit dahin und man vergisst plötzlich, dass man eigentlich ein freundlicher Mensch ist.
Doris Knecht

Doris Knecht

Eigentlich ist ja alles besser geworden. Man ist jetzt viel gelassener. Man ärgert sich jetzt weniger, vor allem, wenn es eh nichts bringt. Man lächelt jetzt mehr, weil einmal jemand gesagt hat, dass der innere Zustand dem äußeren Ausdruck folge, lächeln also automatisch zufriedener mache; und es hatte gestimmt. Man ist jetzt freundlicher: Es ist jetzt alles viel besser, doch.

Aber dann. Dann ist es einer dieser Tage. So ein Tag, nach einer anstrengenden Woche voller Termine und Arbeit, nach einem ruhelosen Wochenende. Einer dieser Tage, an dem man sich nach einer unruhigen Nacht kaputt aus dem Bett quält. Einer dieser Tage, an dem einem dann in der Früh die Familie ganz besonders intensiv die Ohren vollplaudert, während man noch jede Menge zusammenzusuchen und zu organisieren hat. Und die Milch ist aus.

Dann steht man, als man endlich ein winziges Zeitfenster zum Einkaufen gefunden hat, in einem Geschäft, und sie haben dieses kleine ganz normale Ding, das man haben wollte, nicht lagernd. Der ganze Laden voll sinnlosen Zeugs, aber genau das haben sie nicht. Und dann passiert’s, und alle Gelassenheit ist dahin und man vergisst plötzlich, dass man eigentlich ein freundlicher Mensch ist, und man bellt die Verkäuferin an, die überhaupt nichts dafür kann, und stapft schimpfend von dannen. Und man hat schon ein schlechtes Gewissen, als man auf der Straße ist, aber es ist zu spät, das schlechte Karma, das man derart angelockt hat, bewirkt, dass die nächsten zwei Läden das normale kleine Ding auch nicht haben, aus, leider, nächste Woche wieder.

So ein Tag ist das. Kann man nichts machen, muss man durch. Morgen dann wieder: Ruhe, Gelassenheit, Lächeln. Und alles wieder besser. Aber heute: tja.

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