Jetzt erst Knecht: Prokrastination trifft es nicht ganz
Gibt's dafür eigentlich ein Wort? Also für die Tätigkeiten, die man zwischenschiebt, wenn man gerade nicht arbeiten will - oder nicht kann, weil man ausnahmsweise nicht weiß, worüber man schreiben soll. Worüber man, ein ungeschriebenes Kolumnismus-Gesetz untersagt es, nie-, nie-, niemals schreiben darf. Ich glaube, das stammt noch aus einer Zeit, in der die Kolumnisten noch glaubten, dass die Leserschaft noch glaube, dass es sich bei Kolumnisten um Unfehlbare, Niemalsratlose, ja, Übermenschliche handle. Obwohl das keine Leserin und Leser je geglaubt hat, und obwohl das auch die Kolumnisten und Kolumnistinnen schon begriffen haben, gilt das Gesetz immer noch. Es ist also undenkbar, dass hier je stehen wird, dass Ihrer Autorin an einem von 1000 Tagen nichts, aber auch gar nichts einfallen will. Derlei passiert ja nur normalen Menschen.
Und, nein, ich glaube, der Begriff Prokrastination (ein Wort, das der automatische KURIER-Fehlererkennungsdienst noch immer nicht als existent anerkennen mag und deshalb wütend unterstreicht) trifft es nicht hundertprozentig. Weil im inkriminierten Fall schiebt man ja nicht absichtlich auf. Man würde ja arbeiten, wenn man nur wüsste wie. Bzw. was. Man geht stattdessen die zu klein erworbene Jacke umtauschen, mischt sich auch noch in den Elternvereinsmailverkehr ein, wühlt sich auf der Suche nach Themen durch die Lesermails, durch Facebook und den Rest des Internets, geht auf eine Suppe ins SAPA (mit einem Kilo potenziell themenspendender Zeitungen), plaudert hernach mit den Kolleginnen über den Gehaltsrechner (finden wir gut), geht die Jacke erneut umtauschen und schreibt dann etwas Verbotenes. Gibt's dafür eigentlich ein Wort? Ich glaube nicht.
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