Jetzt erst Knecht: Nur mit Fahrschein

Jetzt erst Knecht: Nur mit Fahrschein
Ungerechte Wiener Schülerfreifahrt, die zweite.
Doris Knecht

Doris Knecht

Folgendes: Wohnt ein Kind so nah an der Schule, dass es keine Öffis braucht, bekommt es, no na, keinen Schülerfreifahrtausweis. Logisch. Wer keinen Ausweis hat, kann aber nicht jene Zusatzmarke daraufpicken, die Wiener Schüler berechtigt, jederzeit alle Öffis für sechs Euro monatlich zu benützen. Ersatzweise haben die Wiener Linien eine Nachmittagbildungskarte eingeführt, auf die man die Marke kleben kann. Aber wie der Name schon sagt: Die Karte gilt erst ab dem Nachmittag, von Montag bis Freitag, von 13 bis fünf Uhr Früh. Leserin Sabine G. hat einen elfjährigen Sohn, der nah an der Schule wohnt. Das bedeute, schreibt sie, dass ihr Sohn, wenn die Klasse vormittags zu diversen Aktivitäten wie Turn-, Schwimm-, Eislaufunterricht, Exkursionen etc. fährt, "einen Fahrschein braucht. SchülerInnen mit Freifahrtausweis samt Wertmarke fahren dagegen gratis."

Das kostet Frau G. bis zu zehn Euro monatlich extra, was sie eklatant ungerecht findet: Man pflichtet ihr bei. Das resultiert wie auch Ungerechtigkeit Nummer 1 - dass Schüler nur berechtigt sind, gratis zur Schule und von der Schule heimzufahren, nicht aber von Hort oder Nachmittagsbetreuung - daraus, dass der Bund den Wiener Linien die Fahrt zum Unterricht abgilt, und zwar offenbar mit etwa 39 Euro pro Kind und Monat. Was interessant ist, denn ein Kind zahlt für eine normale Öffi-Fahrt 90 Cent, also exakt die Hälfte eines Erwachsenen. Im Vergleich dazu bezahlt der Bund pro Kind mehr als 83 Prozent einer Erwachsenenmonatskarte, die 49,50 Euro kostet. Das sollte der Stadt Wien, mit den sechs Euro extra, eigentlich reichen, um JEDES Schulkind gratis zu befördern, egal, wohin.

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