Jetzt erst Knecht: Nur einmal schauen, was einigeht

Jetzt erst Knecht: Nur einmal schauen, was einigeht
Das Augustin-Verkaufsverbot auf den Wiener Weihnachtsmärkten wurde am Wochenende wieder zurückgezogen.
Doris Knecht

Doris Knecht

Nein, es hieß, das sei gar nicht so gemeint gewesen, es habe sich um "ein Missverständnis" gehandelt. Man hat wohl einfach einmal probiert, was einigehen täte. Die Reaktionen der KURIER-Leserschaft haben gezeigt, dass viele nicht wollen, dass es einigeht. Frau Dr. F. schrieb: "Habe sämtliche Freunde, Bekannte etc. gebeten, dass ab jetzt pro Person min. 2 Augustins gekauft werden." Leserin Lisa N. kommentierte die Verkaufsverbotsidee so: "Ist irgendein Virus entfesselt worden, der hirnschädigend wirkt?" Leser Friedrich-Karl L. wies darauf hin, dass jetzt Nicht-EU-Bürger aus Notschlafstellen abgewiesen werden, "auch bei Minusgraden". Leser Axel M. vom Jazzland verschickte an die Jazzgemeinde einen Brief, in dem er unter anderem schrieb: "Die Augustin-Verkäufer irritieren uns manchmal ein bisschen, weil man daran erinnert wird, wie gut es einem wirklich geht - und wie schlecht es einem gehen könnte, wenn man etwas weniger Glück im Leben gehabt hätte."

Und genau deshalb reagieren die Menschen auf solche Vertreibungsanwandlungen zusehends sensibel. Sie spüren, dass sie selbst bald Opfer von Einschränkungen und Ausgrenzungen werden könnten, wenn die Krisen-Gesellschaft anfängt, da und dort still und leise den Schranken herunterzulassen, im Kleinen nur. Doch es fängt bekanntlich immer klein an: es wird hier ein bisschen geschraubt, man drängt da eine störende kleine Gruppe von der großen ab, sieht in einer anderen die Schuldigen für Probleme. Dass man zu denen gehört, die irgendwo nicht mehr erwünscht sind: Das kann sehr schnell gehen.

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