Lehrgeld mit Geisterreisenden

Leser Wolfgang V. ist verärgert über die ÖBB. Grund: ein innereheliches Missverständnis. Herr V. wollte mit seiner Frau nach Zürich reisen und kaufte deshalb am ÖBB-Ticket-Schalter Wien-Mitte zwei Tickets um insgesamt 200 Euro. Leider hatte seine Frau eben zwei billige Flüge gefunden, buchte diese und als sie das ihrem Gatten mitteilte, war der gerade beim Bezahlen der ÖBB-Tickets.

Herr V. stornierte in der Sekunde, noch am Schalter, das Börsel in der Hand. Das von den ÖBB dennoch erheblich leichter gemacht wurde: Die kassierten nämlich, allen Erklärungen zum Trotz, 96 Euro Stornierungsgebühr. Also beinahe 50 Prozent des Kaufpreises. Teures Miss- und Unverständnis.

Leserin Klara K. wiederum beschwert sich über das neue Online-Buchungssystem der ÖBB, das eine Registrierung erfordert, einen Benutzernamen und ein Passwort. Beides neigt bei der Masse von Passwörtern im modernen Dasein dazu, vergessen zu werden bzw. an Orten notiert, die dann vergessen werden. Wieso, fragt Frau K., kann man nicht einfach wie früher unkompliziert ein Ticket online kaufen, ohne dass man sich erst identifiziert und registriert? Wieso müssen die ÖBB jeden einzelnen Kunden mit Name und Adresse und Benutzernamen kennen?

Zudem hat das System noch immer erhebliche Mängel, die sehr teuer werden können: Klara K. wollte nämlich mit ihren zwei Kindern nach Niederösterreich fahren und zahlte trotz Vorteilscard Classic/Familie für ihr Ticket exakt das Dreifache: Weil sie, nachdem sie die Option „Familie“ gewählt hatte, den zweiten Reisenden, den ihr das Ticketsystem automatisch dazudichtete, nicht gelöscht hatte und für diesen Geisterreisenden deshalb den vollen Fahrtpreis ablegte. Leider war sie, nachdem sie mehr als zwanzig Minuten mit Registrierung und Buchung und erfolglosen Passwort-Rücksetzungen verbracht hatte, bereits derart in Eile, dass ihr der völlig überhöhte Preis erst nach Abbuchung von ihrer Kreditkarte auffiel. Stornierung unmöglich: Lehrgeld bezahlt.