Jetzt erst Knecht: Lagerkoller

Doris Knecht
Die Nebenwirkungen von Kinderkrankheiten können die Nerven der Eltern ordentlich strapazieren.
Doris Knecht

Doris Knecht

Einmal, als die Kinder noch klein waren, brach man bei der Kinderärztin in Tränen aus. Das eine Kind hatte das andere mit Scharlach angesteckt, seit drei Wochen war Lazarett gewesen und die Ärztin hatte einem gerade erklärt, dass noch mindestens eine weitere Woche Bettruhe unumgänglich sei. Und man heulte: nicht wegen der Kinder, sondern wegen sich selbst. Man wusste und weiß eh, wie undankbar das war. Aber der Lagerkoller hatte einen in seinen grausamen Fängen.

Und jetzt greift er gerade auch wieder nach mir. Dieser, verzeihen Sie meine Wortwahl, g’schissene Magen-Darm-Virus, der gerade herum ist, hat uns erwischt. Also die armen Kinder, die seit fünf Tagen nicht mehr in der Schule waren, sondern ihre Zeit daheim auf der Toilette und vor dem Fernseher verbringen. Natürlich ist ein Elternteil immer genau in einer solchen Phase auf einer lange gebuchten Dienstreise, das hat die Natur für derlei zwingend vorgesehen.

Und es ist ja eigentlich auch nicht so schlimm, wenn man bei diesem Wetter nicht außer Haus kann. Man darf nur nicht anfangen zu rechnen, dass man seit Beginn der Weihnachtsferien genau fünf ungestörte Arbeitstage hatte, Tage, an denen die Arbeit nicht permanent unterbrochen wurde: aktuell vom Suchen nach Kinder-DVDs, geeigneten TV-Programmen, Wärmflaschen und dem einzigen jetzt tröstlichen Kuscheltier. Dem Kochen von Tee und magenschonender Karottensuppe, von denen sie dann doch nur ein Schlückerl machen und ein Löfferl verspeisen, weil das ist weah und einem Kindergaumen völlig unzumutbar. Sie kennen das eh.

Man will nicht undankbar sein, wirklich nicht. Aber, tja: Man will auch hinaus, unter Erwachsene, ins Büro, in den Regen; raus, einfach raus.

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