Jetzt erst Knecht: Keiner teilt freiwillig

Jetzt erst Knecht: Keiner teilt freiwillig
Die Gründung einer Frauen-Partei als Antwort auf all die männerdominierten Fraktionen ist ernstlich bedenkenswert.
Doris Knecht

Doris Knecht

Die deutsche Schriftstellerin Sibylle Berg schreibt auf spiegel.de eine großartige, empfehlenswerte (und das alte Klischee, dass Frauen nicht witzig sein können, radikal außer Kraft setzende) Kolumne, in der sie diese Woche etwas Interessantes anregt: die Gründung einer Frauen-Partei. Und zwar als Reaktion auf den Wahlerfolg der Piraten-Partei, die nun ins Berliner Parlament einzieht: mit einer Fraktion aus 14 Männern und einer Frau. Und so hintergestrigen Erklärungen dafür, dass man sprachlos ist.

Berg als erfahrene, klarsichtige, realistische und desillusionierte Frau überspringt allerdings den ganzen Kritik-Komplex, denn das Piratenbeispiel beweist ja, dass das ganze Kritisieren und Argumentieren genau gar nichts bewirkt hat. "Wieder eine männerdominierte Partei", schreibt Berg, "und daran wird sich in dieser Gruppierung vermutlich nicht mehr viel ändern, denn die Erfahrung zeigt, dass keiner Macht, die er hat, freiwillig teilt oder abgibt". Diese Einschätzung teile ich hundertprozentig. Und begrüße Bergs Idee, dass die Frauen eigentlich einfach darauf verzichten könnten, "zu sticheln, zu meckern und zu jammern", um die Politik stattdessen als Interessensgruppe selbst in die Hand zu nehmen: Das ist ernstlich bedenkenswert. Tatsächlich: Warum gründen die frustrierten Politikerinnen nicht eine Frauen-Partei, die sich um all die Anliegen und Themen kümmert, die, wie Berg schreibt, "Männer sozialisationsgegeben wenig interessiert" - weshalb sich auch kaum etwas bewegt? Eine Frauen-Partei hätte allein in Wien 613.543 potenzielle Wählerinnen. Davon ließe sich garantiert ein beträchtlicher Teil mobilisieren. Eine wüsste ich zum Beispiel schon.

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