Jetzt erst Knecht: Kein Weg ins wilde Westle
So, jetzt hamma’s: Weg ist er, der Westen. Der Schnee hat ihn verschluckt. Während augenblicklich vor meinem Fenster winzigste Schneepartikerln im Sonnenlicht tanzen, um bei Bodenkontakt sofort in kaltes Nichts zu vergehen, hat der Schnee den Arlberg derart eingepackt, dass nach Vorarlberg kein Durchkommen mehr möglich ist.
Damit hat die Natur einen Zustand hergestellt, der beiderseits des Arlbergs als unheimliche, eher nur halb-witzig gemeinte Wunschvorstellung immer wieder gerne strapaziert wird: Was Gott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch und so weiter. Was der Mensch halt so daherredet, um Herkunft und Heimat zu konstatieren, regionale Unterschiede zu markieren und der eigenen Identität ein Gerüst zu verleihen.
Jetzt ist es geschehen: Vorarlberg ist abgeschnitten. Moment ... war: In dieser Sekunde ereilt mich die Nachricht, dass das Ländle nicht mehr vom Restland getrennt, keine Insel mehr sei. Nur die Bahnstrecke bleibe vorläufig gesperrt, heißt es, was ein Freund, der gerade allein mit Baby und tüchtig Gepäck aus Zürich zurück nach Wien gereist ist, sehr anschaulich am eigenen Leib erfahren durfte: Der Kampf um einen Sitzplatz im Schienenersatzbus in Bludenz sei mit „brutal“ gut charakterisiert.
Aber sonst ist er wieder da, der weiße Westen. Die Tiroler brauchen sich keine Hoffnungen mehr machen (die Salzburger sowieso nicht); schon bald wird sich das wilde Westle auch mit eisernen Dampf- äh Elektrorossen wieder erobern lassen.
Die Fotos täuschten übrigens, melden sehr nahe Verwandte soeben, es sei unten im Xiberger Tale gerade so grün wie in Wien. Nur Regen dort, kein Schnee. Insofern freuen auch die winzigsten Flöckchen im Sonnenlicht.
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