Jetzt erst Knecht: Ist soeben, hat soeben

Jetzt erst Knecht: Ist soeben, hat soeben
Jetzt im Ernst: Wofür braucht der Web-Kanzler diese 180.000 Euro? Mein Geld, Ihr Geld.
Doris Knecht

Doris Knecht

Facebook, Do., 11 Uhr. Fake-Kanzler Werner Failmann: 5168 Fans. Bundeskanzler Werner Faymann: 3576 Fans. Seit dem Nationalfeiertag ist der Kanzler jetzt Teil des Social-Media-Netzwerks, lässt uns an seinem Berufsleben teilhaben und nimmt uns mit aufs internationale politische Parkett. Nach einer guten Woche Kanzler-Watch lässt sich Folgendes sagen: Der Kanzler hat 37-mal getwittert und 18-mal auf Facebook gepostet. Er beginnt Posts gerne mit den Worten "ist soeben" und "hat soeben" (zum Beispiel dem griechischen Premier am Telefon "seine Verwunderung zum Ausdruck gebracht"). "Keckere Fassung einer Presseaussendung", schreibt der Falter. Das stimmt. Und kostet kolportierte und bisher nicht dementierte 180.000 Euro und braucht ein Team von neun Mitarbeitern. Eine schreibende Bekannte möchte gerade einen Blog eröffnen und ließ sich von einer kleinen Webdesign-Firma einen Kostenvoranschlag machen: Der fertig eingerichtete Blog kostet ungefähr 2500 Euro. Etwas zu twittern oder auf Facebook zu posten dauert ein paar Sekunden und ist gratis. Jetzt im Ernst: Wofür braucht der Web-Kanzler diese 180.000 Euro? Mein Geld, Ihr Geld; Geld, das - nur zum Beispiel - sozialen oder kulturellen Einrichtungen, denen Subventionen gekürzt oder gestrichen werden, nicht zu Verfügung steht. Für die 180.000 Euro erfahren wir stattdessen, dass "mehr Gerechtigkeit im Steuersystem" notwendig sei oder dass der Kanzler "gerade dem ORF ein Fernsehinterview gegeben hat". Boah, Wahnsinn. Immerhin: Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas facebookt ganz selber, hat offenbar kein Budget zur Verfügung und spart daher bei der Interpunktion. Vorbildlich, bitte.

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