Jetzt erst Knecht: Ist das wirklich der richtige Zug?

Jetzt erst Knecht: Ist das wirklich der richtige Zug?
Erneut eine Fahrt im Railjet, diesmal zurück an eine Stätte grausamster Niederlage.
Doris Knecht

Doris Knecht

Man liest nämlich auf exakt jener Bühne, auf der man weiland, als man noch jung war, einen Auftritt mit der Band vollumfänglich versemmelt hat. Wozu, neben mangelhafter Probendisziplin und bandintern unterschiedlicher Auffassungen über Tempo, Rhythmus, Melodie und Stilrichtung der einzelnen Songs, eine vorhergehende vielstündige Fahrt im ÖBB-Speisewagen das Ihre beitrug. Die Band löste sich unmittelbar nach dem Konzert auf: für die Welt kein großer kultureller Verlust, aber. Also wieder im Railjet, wo ich sofort bemerke, dass ich bei meiner letzten Lobhudelei eine entscheidende, lebensqualitätsverbessernde Neuerung zu preisen verabsäumte: Die Info-Screens an der Decke nämlich, die einem immer sagen, wo man gerade ist. Das ist für meinereine eine große, kalmierende Gnade: Es soll nämlich Reisende geben, die nicht nur unter massiven Zug- und Flugzeug-Versäumphobien leiden (obwohl sie noch nie einen Zug oder einen Flieger versäumt haben). Sondern noch unter einer zusätzlichen, ruinösen Angst: dass sie im falschen Zug sitzen. Oder, was praktisch, aber nicht vollkommen unmöglich ist, das falsche Flugzeug bestiegen haben. Und nun, statt von Wien nach Feldkirch zu fahren oder nach Berlin zu fliegen, irrtümlich in Krasnojarsk oder Guangzhou ankommen werden.

Womit der wahrscheinlichste Grund für das damalige Konzert-Desaster gefunden ist: Wir hatten schlicht gegen unsere Angst angetrunken, versehentlich den Zug nach Tscheljabinsk erwischt zu haben. Für unser Publikum wäre das möglicherweise angenehmer gewesen.

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