Jetzt erst Knecht: Gutes Gemüse, böses Gemüse
Man muss nur einmal den Bärlauch loben, wird man gleich links und rechts abgewatscht. Kein anderes Gemüse wird mit vergleichbarem Eifer gehasst wie der unschuldige Bärlauch; ein wohlgestaltes, grünes Blattgewächs, das eh nur ein paar Frühlingswochen lang aus dem Waldboden sprießt. Gut, Leserin Michaela R. bekommt von seinem intensivem Duft Migräne: dafür, dass sie das Ende der Bärlauchsaison ersehnt, hat man durchaus Verständnis.
Aber. "Was hat Ihnen das Hendl getan, dass Sie es so mit Bärlauch quälen?", fragte Leser Gerhard L., nachdem er mein Bärlauch-Hendl-Rezept gelesen hatte. Ja, nix: Aber was hat ihm der Bärlauch getan, dass er ihn nicht mal denen gönnt, denen er schmeckt?
Ich mag zum Beispiel Kohlrabi nicht: weder roh, noch gekocht. Ich mag seinen Geschmack nicht, und schon gar nicht seinen Geruch, und ich finde ihn ziemlich unattraktiv. Aber will ich ihn deswegen abschaffen? Verbieten? Seinen Anbau unterbinden und die Geschäfte ächten, die ihn verkaufen? Kleine Antikohlrabidemos abhalten vor Häusern, in denen er zubereitet wird? Nein. Sollen ihn andere mögen und essen, solange sie mich nicht dazu zwingen. Und fein, dass ich in einer agrarisch vielfältigen Welt lebe, in der mir auch Gemüse angebaut werden, die mir schmecken, und in einer Gesellschaft, die derartigen Geschmacksindividualismus fördert.
Und es ist kein Zufall, dass Bärlauch-Hasser dann immer auch viele andere harmlose Dinge hassen: Sandalen oder alphabetisch geordnete CDs oder Chuck-Norris-Witze oder Ratschen um sieben Uhr Früh. Oder den Brauch, gefärbte Eier zu verstecken. Mögen sie heute dennoch viele finden. Frohe Ostern!
Kommentare