Jetzt erst Knecht: Gefällt mir nicht

Doris Knecht
Der Like-Button – ein virtuelles Daumen-Rauf auf Facebook - soll nun durch einen Gefällt-mir-nicht-Button ergänzt werden.
Doris Knecht

Doris Knecht

Auf Facebook soll es nun einen Gefällt-mir-nicht-Button geben: Ein US-Professor hat mit einem Studenten eine Anwendung entwickelt, die auch ein "Daumen-Runter" ermöglicht. So ein Button war schon länger gefordert worden, der Like-Button – ein virtuelles Daumen-Rauf, mit dem man auf FB seine Zustimmung zu Statusmeldungen und Kommentaren kundtun kann, war vielen zu wenig. Auch dem Professor: Echte Beziehungen, argumentierte er, seien schließlich komplizierter.

Den Like-Knopf gab’s auf Facebook übrigens auch nicht immer. Die ersten Monate musste man Zustimmung noch mit echten Worten formulieren. Dass das dann mit einem einzigen Klick erledigt werden konnte, nahmen damals keineswegs alle Nutzer wohlwollend auf; die fortschreitende Ikonografisierung ruiniere die Sprache und reduziere die Vielfalt der Möglichkeiten, Zustimmung auszudrücken, auf genau einen Knopfdruck.

Nun soll man mit so einem Knopfdruck auch Ablehnung ausdrücken können. Facebook selbst lehnt das naturgemäß ab, die wollen eine Wohlfühl-Community. Ich sehe dem mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits ist ein schnelles Daumen-Runter die angemessene Reaktion auf die Statusmeldung der Freundin, die eben vom Zahnarzt kommt. Andererseits lädt der Dislike- oder Hass- oder Enemy-Button zu unreflektierter Runtermache ein – und erzeugt so schlechte Stimmung. Und Hass und schlechte Stimmung gibt’s doch eh schon genug auf der Welt. Da ist mir eine idealisierte virtuelle Alle-haben-sich-lieb-Welt eigentlich lieber, gerade weil sie nicht der Realität da draußen entspricht. Wobei: Schon jetzt hindert Nutzer nichts daran, Kritik auszudrücken: mit guten alten Worten.

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